- China-Kanada-Beziehungen auf dem Tiefpunkt
- Die KP greift im Entertainment-Betrieb durch
- Zweitgrößter Hafen nach Corona-Fall gesperrt
- Evergrandes E-Auto-Bereich schreibt Verluste
- Taiwan-Büro in Litauen sorgt für Zwist
- Im Portrait: Florian Wolff – M&A-Experte mit China-Fokus
die spektakulären Aufnahmen der Havarie der Ever Given im Suezkanal gehören schon jetzt zu den Bildern des Jahres. Dabei haben die Corona-Fälle in chinesischen Häfen laut deutscher Wirtschaft viel größere Auswirkungen auf die globalen Lieferketten. Gestern hat es erneut einen Mitarbeiter getroffen. Diesmal im zweitgrößten Hafen des Landes, der auch prompt den Betrieb eingestellt hat. Erneut ist mit Verzögerungen zu rechnen. Globalen Logistikern, die auf „just in time“ setzen, drohen neue Kopfschmerzen.
Die Spannungen zwischen China und Kanada haben einen neuen Höhepunkt erreicht. Gestern verurteilte ein chinesisches Gericht den kanadischen Geschäftsmann Michael Spavor zu elf Jahren Haft. Am Tag zuvor wurde ein Todesurteil gegen den Kanadier Robert Lloyd Schellenberg bestätigt. Die Urteile haben zu einem Aufschrei unter westlichen Diplomaten und Politikern geführt. Heiko Maas kritisierte: „Der Prozess gegen Michael Spavor wurde hinter verschlossen Türen abgehalten und seine konsularischen Rechte wurden auf völkerrechtswidrige Weise eingeschränkt.“ Christiane Kühl berichtet über die Hintergründe und was die Urteile mit dem Verfahren gegen die Huawei-Managerin Meng Wanzhou zu tun haben.
Es wäre unvorstellbar, dass deutsche Zeitungen jede zweite Meldung mit dem Namen Angela Merkel aufmachen – und dabei nur lobende Worte finden. Nicht so in Chinas Staatsmedien, auf deren Titelseiten der Name Xi Jinpings häufig allgegenwärtig ist. Die Berichterstattung ist ein weiterer Beleg für den immensen Personenkult um Xi. Doch auf Social Media und bei der Jugend sind Popstars und Schauspielerinnen beliebter. Ning Wang legt dar, warum der Sturz des Popidols Kris Wu im Sinne der KP ist und welche Folgen er für westliche Marken hat, die gerne mit Chinas Berühmtheiten aus der Entertainment-Branche werben.
Nico Beckert

Analyse
Harte Urteile für Kanadier sorgen für Spannungen
Christiane Kühl
Erneut ist in China ein Kanadier zu einer harten Strafe verurteilt worden. Ein Gericht in Dandong an der Grenze zu Nordkorea verurteilte gestern den seit 2018 in Haft sitzenden Geschäftsmann Michael Spavor zu elf Jahren Gefängnis wegen Spionage. Erst am Dienstag hatte das Berufungsgericht in Shenyang ein wegen Drogenhandels gegen den Kanadier Robert Lloyd Schellenberg im Januar 2019 Todesurteil bestätigt (China.Table berichtete).
Das Timing der beiden Urteile dürfte kein Zufall sein. Denn derzeit geht der Prozess um die Auslieferung der in Kanada unter Hausarrest stehenden Huawei-Finanzechefin Meng Wanzhou in die USA in die entscheidende Phase. Auch Spavors Festnahme stand schon im zeitlichen Zusammenhang mit dem Fall Meng: Er war ebenso wie der ehemalige kanadische Diplomat Michael Kovrig im Dezember 2018 kurz nach der Festsetzung der Huawei-Managerin in Vancouver in Haft genommen worden. Beide wurden im Juni 2020 der Spionage angeklagt; Kovrig wartet noch auf sein Urteil. Schellenberg war im November 2018 zunächst zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Diese Strafe wurde – auffällig kurz nach der Festnahme Mengs – als zu gering befunden und in ein Todesurteil umgewandelt.
Chinas Beziehungen zu Kanada seit Jahren belastet
Die Fälle belasten seit Jahren die Beziehungen zwischen beiden Staaten. Kanada beschuldigt Peking bei den „beiden Michaels“ politischer Motivation und des Versuchs einer Einflussnahme auf den Meng-Prozess. Diesen Prozess sieht wiederum Peking als politisch motiviert an: Kanada handele auf Druck der USA, so die Pekinger Lesart. Die Volksrepublik weist einen Zusammenhang zwischen den Verfahren gegen die Kanadier und der Festnahme Mengs zudem stets zurück. Das Verhältnis zwischen Peking und Ottawa dürfte mit den Urteilen dieser Woche nun einen neuen Tiefpunkt erreicht haben.
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