- Zwei Ballons bringen Peking in Erklärungsnot
- Russische Importe chinesischer Militär-Bauteile
- Chinas Autobauer füllen in Russland die Lücken
- Prozessauftakt gegen Hongkonger Demokraten
- KMT schickt Vertreter nach Peking
- Einladung für Australiens Handelsminister
- David Feng macht dem Chinglish den Garaus
China behauptet ja, diese ganze Geschichte mit dem Ballon sei ziemlich aufgeblasen. Aber was sollen die Amerikaner davon halten, wenn ein solches Ding über ihr heimisches Militärgelände fliegt. Und zeitgleich ein anderes über Kolumbien. Wie immer bei solchen Vorkommnissen werden dazu zwei Wahrheiten in die Welt gesetzt – eine aus Washington und eine aus Peking. Welche man zu glauben neigt, ist wohl eine Frage der Weltanschauung, selbst wenn die USA in diesem Fall moralisch wie auch rechtlich im Vorteil sind, wie Michael Radunski der Posse bescheinigt. In China scheint man auf Schadensbegrenzung aus.
Die Vermutung, dass US-Außenminister Antony Blinken ausschließlich wegen des weißen Balls in der Luft nicht nach Peking gereist ist, verliert angesichts eines Berichts des Wall Street Journal jedenfalls an Überzeugungskraft. Denn mindestens so verstimmt könnten die Amerikaner sein, weil chinesische Unternehmen im vergangenen Jahr große Mengen an dual-use-Komponenten nach Russland verschifft haben. Also genau solche, die auch militärisch verwendet werden können.
Die Chinesen haben sich den US-Sanktionen gegen Russland zwar nicht angeschlossen, aber hatten sie nicht empört verkündet, sie würden Russland militärisch nicht unterstützen? Die Russen behaupten zwar, sie seien technologisch selbst in der Lage, sich auszurüsten. Aber irgendwie mag man das nicht so recht glauben. Zumal, wenn man sich andere Industriebereiche genauer anschaut. Russland ist inzwischen zur Resterampe chinesischer Autobauer geworden, wie es Christian Domke-Seidel formuliert.
Wenn einem schon dieser Ruf nachgesagt wird, dann ist kaum vorstellbar, dass man sich militärisch ohne fremde Hilfe zurecht findet. Zynismus Ende.
Marcel Grzanna

Analyse
Zwei Ballons – ein „unforced error“

Michael Radunski
Mao Ning war am Montag wahrlich nicht zu beneiden. Zu eindeutig sind die bisherigen Erkenntnisse rund um den Ballon-Zwischenfall über den USA. Und so gab sich die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums denn auch kleinlaut: Ja, auch der zweite Ballon über Südamerika stamme aus China. Auch dieser sei unbeabsichtigt in den Luftraum anderer Staaten geflogen. Aber auch dieser zweite Ballon diene wie jener über den USA lediglich zivilen Zwecken zur Wetteruntersuchung.
Auf die Frage, wie es nur sein könne, dass China innerhalb weniger Tage gleich über zwei Ballone vermeintlich die Kontrolle verliere, musste dann selbst Mao Ning passen: „Ich bin keine Expertin“, gab sie zu Protokoll. Zudem sei es ihr nicht genehm, diese Frage zu beantworten.
Moralisch wie auch rechtlich sind die USA im Vorteil
Doch nicht nur im chinesischen Außenministerium ist man zu Wochenbeginn zerknirscht. Der Zwischenfall rund um ein vermeintliches Spionage-Objekt über den USA kommt für Xi Jinping zur Unzeit. Moralisch wie auch rechtlich sind die USA im Vorteil. Nur: Öffentlich kann das die Führung in Peking unmöglich zugeben. Und so hat die Suche nach einem gesichtswahrenden Ausweg längst begonnen.
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