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„Willst Du Wohlstand? Bau zuerst die Straßen aus!“ (要想富先修路). So lautet tatsächlich ein chinesisches Sprichwort. Die Wirtschaftsplaner des Landes haben sich diesen Spruch üppig zu Herzen genommen. Im vergangenen Jahrzehnt haben sie im Schnitt so um die zehntausend Kilometer Autobahnen im Jahr bauen lassen. Der Erfolg für die Infrastruktur kann sich sehen lassen.
Doch derzeit stockt die Nachfrage im Straßenbau – und das ausgerechnet in einer Zeit, in der das Wachstum von vielen Seiten bedroht ist. Darüber wundert sich Ulrich Reichert im Interview mit Frank Sieren. Reichert arbeitet für die Wirtgen-Gruppe, einen großen Hersteller von Baumaschinen. „Omikron ist im Moment der größte Bremser“, sagt Reichert. Sein Pekinger Werk ist seit März geschlossen. Seinen Kunden, also den Baufirmen, geht bereits das Geld aus.
Normalerweise würde jetzt die Regierung mit Aufträgen einspringen – doch es ist bislang nichts Konkretes passiert, sie ist erstaunlich untätig. Reichert hofft nun, dass die Führung bei der Konjunkturförderung doch noch den Hebel umlegt. Manchmal passiert das in China über Nacht. Und die Bauaufträge fließen wieder.
Über rätselhafte Untätigkeit wundern sich auch politische Beobachter in Taiwan – und zwar im Umgang mit Corona. Das Verhalten der Regierung dort ähnelt derzeit eher dem deutschen Durcheinander bei der Pandemie-Bekämpfung. In Taiwan nimmt die Fallzahl bereits merklich zu, berichtet David Demes. Doch die taiwanische Regierung hält sich nicht an ihr ursprüngliches Konzept der vorausschauenden Eindämmung. Tatsächlich läuft der Ausstieg aus den Maßnahmen weiter, ein Lockdown gilt in Taipeh als inakzeptabel.
Wer jetzt vorschnell mit der Volksrepublik vergleichen will, sollte auf die Qualität der verwendeten Impfungen achten. In Taiwan kamen vor allem Moderna, Biontech und Astrazeneca zum Einsatz. Ein großer Teil der Bevölkerung ist also vor schweren Verläufen geschützt.
Finn Mayer-Kuckuk

Interview
„Ich hoffe, dass die Regierung einen Einbruch in großem Ausmaß nicht zulässt“

Der Kölner Uli Reichert, 66, verbrachte seit Ende der 80er Jahre sein Arbeitsleben mit dem Aufbau des Chinageschäftes von Wirtgen. Die Wirtgen Group ist einer der wichtigsten Hersteller von Straßenbaumaschinen. Sie macht rund drei Milliarden Euro Umsatz. Das Unternehmen produziert in Deutschland, Brasilien, China und Indien. 2017 übernahm der US-amerikanische Landmaschinenhersteller John Deere die Wirtgen Group für 4,4 Milliarden Euro. Im Mai gibt Reichert den Posten des China CEO ab, um noch zwei Jahre in der deutschen Zentrale als Berater zu arbeiten.
Herr Reichert, Sie waren 1988 zum ersten Mal in China, haben über 30 Jahre in Hongkong und auf dem chinesischen Festland gelebt. Im Straßenbaumaschinengeschäft haben Sie den großen Aufschwung erlebt, aber auch Krisen. Wie tiefgreifend ist die gegenwärtige Krise?
Die erste große Krise in den 90er-Jahren war die Asienkrise 1997 nach der Übergabe der britischen Kronkolonie Hongkong an China. Sie hat China nur am Rand getroffen. SARS 2002 war vor allem in Hongkong ohne allzu große Auswirkungen auf China und unser Geschäft. Als 2008 die Weltfinanzkrise ausgebrochen ist, hat Peking sofort ein Konjunkturpaket von rund 400 Milliarden US-Dollar aufgelegt. Kein Einbruch für unser Geschäft. Doch als dieses Paket 2012 auslief, hatten wir von 2011 auf 2012 einen deutlichen Rückgang zu verzeichnen. Zum ersten Mal in der Zeit, in der ich in China gelebt habe. Nun kommt auf meiner Zielgeraden der zweite Einbruch auf mich zu.
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