China
Überwachung durch Bürolampe + Tor nach Afrika + Xi und der Mao-Anzug
Liebe Leserin, lieber Leser,
zu den Stärken der chinesischen Gesellschaft zählt manch Bewunderer die Leistungsbereitschaft ihrer Kinder und Arbeitnehmer. Diesem Eifer hätten wir im Westen doch kaum noch etwas entgegenzusetzen, lautet ein gängiges Argument. Tatsächlich muss man den Hut ziehen, vor Grundschüler:innen, die am 9-9-6-Rhythmus nicht zugrunde gehen. Doch diese Ansicht verkennt eben auch, dass es eine große Errungenschaft der hiesigen Gesellschaft ist, dass unsere Kinder nicht mehr von morgens bis abends pauken müssen, um die Chance auf ein besseres Leben zu bekommen.
Wir sollten uns nicht daran orientieren, was in einem Land mit veralteten Lernkonzepten und überholten Bildungsstrategien an Energie nötig ist, um studieren zu dürfen. Wenn Überwachung von Kindern erforderlich ist, um deren Wettbewerbsfähigkeit zu bewahren, ist genau das ein Zeichen für Fehlentwicklung, nicht das kindliche Bedürfnis nach Faulenzen und Spielen. Ning Wang hat für uns aufgeschrieben, wie der Technologiekonzern Bytedance diese Form der Überwachung fördert.
Außerdem stelle man sich vor, dass nur noch Berufe etwas wert wären, für die ein jahrelanges Studium benötigt wird. Wer würde dann Chinas Staatspräsidenten noch mit maßgeschneiderten Mao-Anzügen ausstatten können, so wie es die Schneiderei Hongdu (Rote Hauptstadt) tut, die unser Kolumnist Johnny Erling einst unter die Lupe genommen hat.
