- Rede für Jiang: Xi betont Kontinuität
- Geely und Waymo stellen E-Van vor
- Sinolytics.Radar: Superreiche im Visier
- Peking lockert weiter
- Xi fliegt nach Saudi-Arabien
- Hackerangriff auf Amnesty
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am Dienstag erwies Xi Jinping seinem verstorbenen Vor-Vorgänger Jiang Zemin in der Großen Halle des Volkes die letzte Ehre. „Ein großer Staatsführer und ein großer Marxist“ sei er gewesen, der das Land durch Zeiten „externen Drucks und interner Schwierigkeiten“ manövriert habe, erklärte Xi in seiner Rede. Dabei erwähnte Xi sogar indirekt die Tiananmen-Proteste von 1989, ein Tabuthema, das sonst nicht oft öffentlich thematisiert wird, wie Frank Sieren aus Peking berichtet. Er lobte damit die Niederschlagung der Proteste. Das könnte ein Wink an die Demonstrierenden der vergangenen Woche sein, dass niemand in der Partei vor harten Maßnahmen zurückschreckt.
Denn auch sonst betonte Xi in seiner Rede die Kontinuität der großen Staatsführer und Diener des chinesischen Volkes, in deren Tradition er sich bescheiden stellte. Dass er seine Macht mit der Aushebelung von Alters- und Amtszeitgrenzen bereits stärker ausgeweitet hat, als seine Vorgänger es gewagt hätten, sagte er natürlich nicht.
Die Beziehungen zu den USA waren in der Ära Jiang deutlich besser als heute unter Xi. Doch trotz Sanktionen, Drohgebärden und Beschwörungen eines technologischen Kalten Kriegs arbeiten chinesische und US-amerikanische Firmen nach wie vor zusammen, um gemeinsam an den Schlüsseltechnologien der Zukunft zu feilen. Das jüngste Beispiel ist die Zusammenarbeit des chinesischen Autokonzerns Geely mit der US-Firma Waymo, die zur Google-Mutter Alphabet gehört. Beide Firmen entwickeln gemeinsam ein autonomes Elektroauto. Dieses wurde nun in Los Angeles vorgestellt, wie unser Autorenteam in Peking berichtet.
Der vorgestellte Van wurde ausschließlich für den Betrieb als autonomes Taxi entworfen. Er besitzt kein Lenkrad, dafür ein ausgeklügeltes Entertainment-System. Sollte das Auto wie geplant über China und USA hinaus zu Erfolgsgeschichte werden, könnte es auch die beiden größten Volkswirtschaften der Welt wieder ein bisschen enger zusammenschweißen.
Fabian Peltsch

Analyse
Xi lobt Jiang als Wirtschafts-Reformer

Frank Sieren
In der Großen Halle des Volkes, in der sonst das Rot der Kommunistischen Partei dominiert, war gestern zur Beerdigung des ehemaligen Staats- und Parteichefs Jiang Zemin alles in schwarz-weiß gehalten. Die Männer trugen schwarze Anzüge, schwarze Krawatten und eine weiße Trauerblume im Knopfloch. Manche kamen in Maoanzügen mit Stehkragen. Während des landesweit angeordneten dreiminütigen Schweigens blieb Jiangs Witwe Wang Yeping in ihrem Rollstuhl in der ersten Reihe sitzen. Sie wirkte sehr gebrechlich.
Die Gedenkveranstaltung für Jiang, der vergangene Woche im Alter von 96 Jahren in Shanghai an multiplem Organversagen gestorben war, war die größte Veranstaltung dieser Art seit der Beisetzung des Reformers Deng Xiaoping im Jahr 1997. Damals hielt Jiang vor 10.000 Menschen in der Großen Halle des Volkes eine 50-minütige Rede, um an seinen Vorgänger zu erinnern. Dabei nahm er mehrmals seine berühmte Brille ab, um die Tränen abzuwischen.
Der frühere Präsident Hu Jintao und der frühere Ministerpräsident Zhu Rongji – ein bis heute beliebter Wirtschaftsreformer und Weggefährte von Jiang – waren nicht unter den Teilnehmern. Die offiziellen Stellen nannten dafür Gesundheitsgründe. Der 94-jährige Zhu ist schon länger nicht mehr öffentlich aufgetreten. Hu war immerhin bei der kürzeren, privateren Einäscherungszeremonie von Jiang anwesend gewesen (China.Table berichtete).
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