- Ambitionierte Pläne gegen die „weiße Verschmutzung“
- Südkorea: Hin- und hergerissen zwischen USA und China
- Neuer Börsen-Platz für KMU
- Wang Yi stellt Bedingungen für Klima-Gespräche
- Harte Vorgaben für Unterhaltung
- Verwirrung um ARM-Tochter
- Kolumne: Johnny Erling über Xi-Denken an Schulen und Unis
die Meere sind voll mit Plastik. Bilder von leeren Flaschen, bunten Tüten, weißen Kunststoff-Gabeln und halb vergammelte Einweg-Windeln und -masken, die an Küsten angespült werden, dürften den meisten bekannt sein. Auch an Land nimmt die „Flut“ zu: Die überall verstreuten Plastikverpackungen beeinträchtigen die Schönheit der Stadt und der Landschaft. Und da die meisten Kunststoffverpackungen weiß sind, wird diese „weiße Verschmutzung“ genannt.
China hat genau damit ein massives Problem – und will nun mit Bioplastik gegensteuern. Die neu geplanten Produktionskapazitäten an Polymilchsäure übersteigen sogar das bisherige weltweite Herstellungsvolumen, wie unsere Autorin Christiane Kühl berichtet. Die Ambitionen sind hoch, die Erfolgsaussichten aber gedämpft: Der Nutzen von Biokunststoffen ohne industrielle Kompostierung ist begrenzt. Und dazu fehlt es in der Volksrepublik noch an Anlagen.
In unserer zweiten Analyse werfen wir heute einen aktuellen Blick auf das Verhältnis von Südkorea zu den USA. Denn der Plan der Vereinigten Staaten, asiatische Militärstützpunkte zur Unterbringung von Flüchtlingen aus Afghanistan zu nutzen, kam in Seoul gar nicht gut an. In Südkorea befeuert das die Diskussion darüber, wie viel US-Präsenz das Land überhaupt noch will, schreibt Frank Sieren. Eine Debatte, die China nicht ungelegen kommt. Auch wegen der Situation mit Nordkorea blickt Seoul immer mehr nach Peking.
Als interessantes Lesestück möchte ich Ihnen heute die Kolumne von Johnny Erling ans Herz legen. Er hat die neuen Schulbücher Chinas aufgeschlagen und dort das „Xi-Jinping-Denken“ gefunden. Damit erreicht nicht nur der Personenkult um Xi einen neuen Höhepunkt. Sondern es ist auch ein Zeichen, dass Xi nach mehr als zehn Jahren im Amt weiter über China herrschen will und wird.
Ein schönes Wochenende wüscht
Amelie Richter

Analyse
Mit Bioplastik gegen die „weiße Verschmutzung“
Christiane Kühl
In China wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Und so verwundert es kaum, dass dort auch der Einstieg in die Produktion von Bioplastik gleich in ganz großem Stil erfolgt. Eine einzige Firma, der Chemiekonzern BBCA Group aus Bengbu, ist hier Vorreiter. Das Unternehmen will einem Bericht der japanischen Zeitung Nikkei zufolge seine Kapazität für ein neuartiges, auf Maisstärke oder Zuckerrohr basierendes Vorprodukt massiv ausbauen. BBCA will ab 2023 mehr davon herstellen, als bisher auf dem gesamten Weltmarkt verfügbar ist. Nämlich rund 700.000 Tonnen Polymilchsäure (Polylactic Acid, PLA) pro Jahr. Die Prognose für den globalen PLA-Absatz für 2023 liege bei 370.000 Tonnen, schreibt Nikkei Asia. „Wir wollen unsere Antwort auf die ‚weiße Umweltverschmutzung‘ zeigen“, zitierte die Zeitung BBCA-Präsident Li Rongjie.
„Weiße Verschmutzung“, das sind die Massen weggeworfenen Plastikmülls, die Chinas Vorstädte, Straßenränder und Dörfer prägen. Mit dem wachsenden Konsum im Land stieg auch der Plastikverbrauch rasant. Müllabfuhr, Recyclingwirtschaft und Umweltbewusstsein konnten damit nicht Schritt halten. Das Ergebnis sind achtlos weggeworfene Essensverpackungen, in Bäumen hängende Plastikbeutel, überquellende Müllhäuschen auf dem Land. Nur in den Innenstädten der Metropolen achten die Behörden seit einigen Jahren auf mehr Sauberkeit und stellten an Gehwegen Mülleimer auf. Recycling steckt in den Kinderschuhen. 40 Prozent der gebrauchten Kunststoffe landen auf Deponien oder als Abfall im öffentlichen Raum. Schätzungen zufolge ist das Land für ein Viertel des weltweiten Plastikmülls in den Ozeanen verantwortlich.
Pro Kopf produziert jeder Chinese allerdings laut dem im Mai publizierten Plastic Waste Makers Index der australischen Minderoo-Stiftung deutlich weniger Müll aus Einwegplastik als Menschen in den Spitzenländern Australien (59 Kilogramm pro Jahr), USA (53) und Südkorea (44). China liegt auf Rang 45 (18), Deutschland auf Rang 35 (22). Chinas staatliche Chemieriesen Sinopec und Petrochina allerdings gehören nach einer komplizierten Analyse zu den Polymer-Herstellern in der Welt, deren Produkte mit am meisten Müll aus Einwegplastik generieren (Rang 3 und 6).
- BASF
- Industrie
- Nachhaltigkeit
- Recycling
- Verschmutzung
Jetzt weiterlesen
… und 30 Tage kostenlos dieses Professional Briefing kennenlernen.
Sie sind bereits Gast am China.Table? Jetzt einloggen