die Berichterstattung staatlicher chinesischer Medien über die deutsche Politik folgt zumeist der offiziellen politischen Agenda. Doch es gibt eine Fülle unabhängiger Informationsanbieter auf der Social-Media-Plattform Wechat, die zum Beispiel von Deutschland aus in chinesischer Sprache Nachrichten oder Alltagsgeschichten verbreiten. Renxiu Zhao hat diese Kanäle einmal unter die Lupe genommen und stellt exemplarisch drei von ihnen vor.
Deng Xiaopings Aussage – ihm sei die Fellfarbe einer Katze im Grunde egal, Hauptsache sie fange Mäuse – ist denn im Westen auch längst zum gerne genutzten Bonmot geworden. Fabian Peltsch zeigt in seiner heutigen Analyse allerdings, dass es mit Pekings Pragmatismus in der Gesellschaftspolitik nicht weit her ist: Es geht um das schwere Los von alleinerziehenden Müttern in China. Denn trotz immer weiter sinkender Geburtenraten und eines wachsenden demografischen Drucks hält die Regierung in Peking an ihrem patriarchalen Rollenverständnis fest – auf Kosten von unverheirateten Frauen und alleinerziehenden Müttern.
Ihre Christiane Kühl
Analyse
Das harte Los unverheirateter Mütter
Ehelose chinesische Mütter müssen viel Last alleine bewältigen. Staatliche Unterstützung bleibt ihnen meist vorenthalten.
Immer mehr Chinesinnen entscheiden sich gegen die Ehe. Doch unverheiratete Frauen werden gesellschaftlich und wirtschaftlich benachteiligt. Besonders schwer haben es alleinstehende Mütter.
Mitte November ging das Video einer Frau aus Dalian auf chinesischen Social-Media-Kanälen viral. Am Frühstückstisch erklärt die 36-Jährige, dass sie ein „qualitativ hochwertiges Single-Leben“ einer Ehe „geringer Qualität“ in jedem Fall vorziehen würde. „Ich denke, dass Frauen heutzutage nicht mehr in einer Zeit leben, in der sie von Männern in einer Ehe abhängig sein müssen.“
Die Popularität des an sich unspektakulären Videos zeigt, dass es in China noch immer ein gewagtes Statement ist, den Sinn der Ehe öffentlich infrage zu stellen. In China können Frauen Karriere machen – nirgendwo in Asien gibt es so viele Millionärinnen. Ohne Ehemann werden Frauen jedoch noch immer gesellschaftlich stigmatisiert und wirtschaftlich benachteiligt.
Mehr als 19 Millionen Alleinerziehende
Wie groß dieses Problem ist, zeigt ein Bericht eines regierungsnahen Forschungsinstituts aus dem Jahr 2019. Demnach wird die Zahl der alleinerziehenden Mütter in China auf mehr als 19 Millionen geschätzt, wobei Geschiedene und Witwen mit einberechnet wurden. Gleichzeitig hat sich die Scheidungsrate nach Angaben des Ministeriums für zivile Angelegenheiten zwischen 2009 und 2018 fast verdoppelt. Umfragen zeigen, dass chinesische Frauen vor allem in Städten immer später heiraten – wenn überhaupt.
Frauen
Gesellschaft
Gesundheit
Jetzt weiterlesen
… und 30 Tage kostenlos dieses Professional Briefing kennenlernen.