- Die Energiekrise hat viele Ursachen – und zieht sich hin
- Pekings Ambitionen im Wettbewerb um Normen und Standards
- IWF hält trotz China-Vorwürfen an Georgiewa fest
- CATL geht beim Batterie-Recycling voran
- EU setzt Alu-Zölle sofort nach Einführung wieder aus
- Europäer befürworten hartes Lieferkettengesetz
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- Portrait: Fan Shan – Künstler mit Geschäftssinn
- Population des Sibirischen Tigers stabilisiert sich
in Deutschland droht ein heftiger Anstieg der Energiekosten – die Großhandelspreise für Gas haben sich zum Teil bereits vervierfacht. Erste Stimmen verweisen bereits auf den enormen Bedarf Chinas als eine Ursache des Phänomens. Die Volksrepublik ist tatsächlich jetzt schon stark von der globalen Energiekrise betroffen: Die Stromausfälle werden das Land vermutlich noch über den ganzen Winter plagen, schreibt Nico Beckert. Doch der Abgleich von Angebot, Nachfrage und Umweltzielen war für die Planer in Peking schon immer schwer. Durch schnelles Wachstum entstehen eben auch Ungleichgewichte.
Xi Jinping überrascht unterdessen die Energie-Welt mit einer aufsehenerregenden Ankündigung. In abgelegenen Gegenden will China in kurzer Zeit neue Solar- und Windkraftwerke mit einer Leistung von 100 Gigawatt errichten. Das ist bereits die halbe Leistung aller deutschen Kraftwerke – und dennoch erst der Anfang. Gerüchten zufolge könnten bis zu 400 Gigawatt elektrische Leistung aus der Wüste kommen. Offen ist jedoch, wie der Strom von dort zu den Verbrauchern gelangt. Noch sind über die reine Ankündigung hinaus keine Details zu dem Plan bekannt. Sobald weitere Informationen herauskommen, halten wir Sie auf dem Laufenden.
Normung ist Macht. Schon der erste Kaiser der Qin-Dynastie wusste das. Er hat zweihundert Jahre vor Christi Geburt in seinem neu geschaffenen Reich als Erstes die Spurbreite der Wagen, die Währung und die Maßeinheiten standardisieren lassen. Die Elle, die Gewichte oder das Getreidemaß waren nun überall in China gleich. Das schuf die Grundlage für zentrale Verwaltung und für produktiven Handel zwischen den ehemals getrennten Fürstentümern.
Wegen seiner verspäteten Entwicklung ist China in der Neuzeit spät dran gewesen beim Setzen von Standards. Im 20. Jahrhundert wurden wichtige Normen in den USA und Europa festgelegt. Das betrifft auch die Grundlagen der Digitalisierung wie Mobilfunkprotokolle oder Internetadressen. Bei den neuen Techniken des 21. Jahrhunderts will das Land nicht erneut hinten anstehen, analysiert Amelie Richter. Die Standards für Industrie 4.0, das Internet der Dinge oder selbstfahrende Autos will China jetzt federführend setzen. Die EU verfolgt die Bestrebungen mit großer Aufmerksamkeit.
Finn Mayer-Kuckuk

Analyse
Industrie alarmiert: Strom bleibt bis Winter knapp
Nico Beckert
Chinas Energiekrise bringt mitunter kuriose Meldungen hervor. Laut Medienberichten werden bei einigen Anbietern derzeit die Generatoren knapp. Immer mehr Fabrikbesitzer kaufen Dieselaggregate. Sie wissen sich wegen der Rationierung von Elektrizität in den vergangenen Wochen nicht anders zu helfen. Auch einige europäische Firmen gehen diesen Weg, wie Klaus Zenkel sagt, der Vorsitzende der EU-Handelskammer in Südchina.
Der Kauf von Dieselgeneratoren könnte sich als durchaus sinnvolle Investition erweisen. Denn Chinas Energiekrise dauert weiter an. „In allen Provinzen, in denen deutsche Unternehmen aktiv sind, geht es weiter mit den Stromabschaltungen. Das geht so weit, dass beispielsweise in Nordchina einzelne Unternehmen Vorgaben bekommen, bis zu 85 Prozent Strom einzusparen„, sagt Jens Hildebrandt, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Nordchina gegenüber China.Table. „In einigen Regionen kann zwei Tage produziert werden und zwei Tage wird der Strom abgestellt. Im Nordosten der Volksrepublik können die Unternehmen stellenweise nur bis 14 Uhr produzieren.“
Auswirkungen bis in den Winter befürchtet
Chinas Energiekrise könnte sogar bis in den Winter anhalten, befürchten Analysten, Industrievertreter und auch die Auslandshandelskammern. Zwar haben die Behörden angeordnet, dass Chinas Kohleminen die Produktion schnellstmöglich ausweiten sollen, um die Angebotsknappheit zu überwinden. Doch Industrievertreter sagen, die Produktionsausweitung könnte zu spät kommen, um das Energieproblem schnell zu lösen. Denn die Lagerbestände der Kraftwerke sind schon seit Wochen viel zu gering. Normalerweise lagern die Kraftwerke schon vor dem Winter große Mengen Kohle, um in den kalten Monaten die Produktion hochzufahren. Das ist in den letzten Monaten jedoch nicht passiert.
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