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Bestechung, politische Einmischung und direkte Drohungen – endlich sagt es einer mal, oder? Der scheidende Präsident der pazifischen Inselgruppe Mikronesien nennt einige Eckpfeiler chinesischer Brachial-Diplomatie beim Namen. Tatsächlich wird in vielen Teilen der Welt – auch in Deutschland – darüber geklagt, mit welch wenig lauteren Methoden die Volksrepublik ihre Interessen in der Welt vertritt. Das geschieht aber meist hinter vorgehaltener Hand. Und am Ende wird meist ein Auge zugedrückt, weil es ja China ist.
Dass der Präsident des Kleinstaats nun sogar den Abbruch der Beziehungen mit Peking ins Spiel bringt, um stattdessen mit Taiwan anzubändeln, birgt eine politische Sprengkraft, die Michael Radunski analysiert. Denn seit Jahrzehnten ist der Trend genau gegenläufig. Aber angesichts einer wachsenden internationalen Skepsis gegenüber China könnte ein solcher Entschluss große Aufmerksamkeit in der Welt erzeugen und Taiwans diplomatischem Engagement neuen Schwung verleihen.
Die Forderung Mikronesiens von 50 Millionen US-Dollar an Taiwan als Gegenleistung klingt zunächst ebenfalls unlauter. Aber bei genauer Betrachtung hatte die Abkehr Dutzender Staaten von Taiwan und deren Hinwendung zur Volksrepublik den exakt gleichen Grund: finanzielle Interessen.
Mittelfristig wird sich China dennoch kaum Sorgen müssen, dass eine Welle an diplomatischen Krisen das Land in die Isolation treiben könnte. Vor allem, wenn sich die Regierung so charmant verhält wie der neue Ministerpräsident Li Qiang bei seiner Antrittsrede gegenüber den Amerikaner. Jörn Petring hat Li zugehört und festgestellt, dass Chinas neuer Regierungschef sachliche Töne gegenüber Washington angeschlagen hat. Die USA sind eben nicht Mikronesien.
Marcel Grzanna

Analyse
Der Aufstand Mikronesiens

Michael Radunski
Es ist ein politisch hochexplosiver Brief aus der Feder von David Panuelo. Auf 13 Seiten rechnet der scheidende Präsident von Mikronesien mit China ab – und will stattdessen diplomatische Beziehungen zu Taiwan aufnehmen. Damit hat er gleich Zweierlei gewagt:
- Mit seinem Plan stellt sich Mikronesien gegen den weltweiten Trend, wonach sich immer mehr Staaten von Taiwan ab- und stattdessen China zuwenden. Denn lediglich 14 Staaten unterhalten noch diplomatische Beziehungen zu Taiwan – und dafür muss man den Vatikan schon dazuzählen.
- Der Präsident von Mikronesien wählt ungewöhnlich offene Worte gegenüber China, wirft Peking politische Kriegsführung, Bestechung und direkte Drohungen vor.
In dem Schreiben an die Gouverneure der Einzelstaaten von Mikronesien sowie an andere politisch Verantwortliche wirft Panuelo China vor, eine Invasion Taiwans vorzubereiten. Peking versuche die Loyalität oder Neutralität Mikronesiens sicherzustellen, schreibt er. China erwarte, dass sich Mikronesien im Kriegsfall gegen die USA an seine Seite stellt oder sich zumindest enthält. Panuelo erklärt ausführlich, wie China das erreichen will: mit Bestechung, politischer Einmischung und direkten Drohungen.
Beziehungen zu Taiwan für 50 Millionen US-Dollar
Aufgrund dieser Praktiken plädiert Panuelo dafür, die diplomatischen Beziehungen zu China zu beenden. Stattdessen sollten die Föderierten Staaten von Mikronesien lieber Beziehungen zu Taiwan aufnehmen. Auch in diesem Punkt nimmt Panuelo kein Blatt vor den Mund – und fordert dafür 50 Millionen US-Dollar von Taiwan.
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