- Bleibt „gemeinsamer Wohlstand“ ein vages Versprechen?
- Chinas Fracking-Plan birgt Risiken
- Termine der kommenden Woche
- CIA-Chef: Taiwan-Invasion sehr wahrscheinlich
- Parteizelle für HSBC
- Smarte Unterwasser-Drohne vorgestellt
- SMIC macht Fortschritt bei 7-nm-Chips
- Johnny Erling über Diplomatie-Einfädler in Bonn und Peking
ärgerlich, dass es mit den Träumen manchmal so kompliziert sein muss! Xi Jinpings Vision vom „gemeinsamen Wohlstand“ ist ein schönes Ziel, doch leider funkt die wenig rosarote Realität dazwischen: Geprellte Sparer, magere Wachstumszahlen, erzürnte Immobilienkäufer, enttäuschte Absolventen, die von der Uni direkt in eine Rekord-Arbeitslosigkeit schlittern. Die Probleme türmen sich, analysiert unser Autor Fabian Kretschmer aus Peking. Und das nur wenige Monate vor dem Parteitag, der Xi Jinpings dritte Amtszeit einleiten soll.
Auch nicht gerade traumhaft ist die Sache mit dem Gas. Eigentlich sitzt China auf riesigen Schiefergas-Vorkommen. Diese könnten zur Energieversorgung des Landes beitragen und eine Alternative zur Kohle bieten, von der Chinas Energieversorgung immer noch stark abhängt. Doch Fracking ist nicht nur umweltschädlich, sondern in China auch äußerst schwierig. Geografische Gegebenheiten machen es umständlich, teuer und sorgen sogar für Erdbeben. In Sichuan wurden durch Erdstöße 2019 rund 20.000 Häuser beschädigt, zwei Menschen starben, Proteste waren die Folge. China setzt trotzdem auf Fracking. Mit welchen Aussichten analysiert Nico Beckert.
Johnny Erling nimmt Sie heute mit zu den Vorboten der diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und China. Ein chinesischer Journalist und ein Oppositionspolitiker der CDU fädelten vor 50 Jahren die Aufnahme des diplomatischen Kontakts ein: Gerhard Schröder und Wang Shu. Im Herbst 1972 besiegelten Peking und Bonn dann ihr Vorhaben in einem Kommuniqué mit nur einem Satz. Davon können Diplomaten heute wohl nur träumen.
Ich wünsche Ihnen einen problemfreien Freitag und ein traumhaftes Wochenende!
Julia Fiedler
Analyse
Xis Vision vom „gemeinsamen Wohlstand“ steht auf dem Prüfstand

Was mehreren tausend Kleinsparern in der zentralchinesischen Provinz Henan widerfahren ist, dürfte ihre Weltsicht von Grund auf erschüttert haben. Seit Monaten haben sie keinen Zugriff auf ihre Konten, nachdem diese von vier ländlichen Banken nach einem mutmaßlichen Spekulationsskandal eingefroren wurden (China.Table berichtete).
Bei dem Bankenskandal in Henan mag es sich zwar volkswirtschaftlich gesehen nur um eine vergleichsweise geringe Summe handeln. Dennoch weckt er eine Urangst der Bevölkerung. Seit Beginn der wirtschaftlichen Öffnung des Landes wird die Gesellschaft von einer stillen Übereinkunft zusammengehalten: Die Chinesen geben bereitwillig ihren Anspruch auf politische Mitsprache ab, solange die Parteiführung in Peking für eine stete Verbesserung des materiellen Lebensstandards sorgt. Und Jahrzehnte ging der Plan exzellent auf: Zwischen 1978, dem Beginn der Reformpolitik Deng Xiaopings, und dem Amtsantritt Xi Jinpings im Jahr 2013 ist das Bruttoinlandsprodukt Chinas um mehr als das 64-fache gestiegen.
Doch spätestens im Zuge der dogmatischen „Null Covid“-Politik hat sich das Blatt vollkommen gewendet. Das Wirtschaftswachstum ist praktisch zum Erliegen gekommen: Zwischen April und Juni wuchs das Bruttoinlandsprodukt im Jahresvergleich nur noch um 0,4 Prozent. Nimmt man das erste Jahresquartal als Vergleichswert, dann ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt sogar um 2,6 Prozent geschrumpft. Die unmittelbaren Auswirkungen der drohenden Rezession zeigen sich immer deutlicher. In der überhitzten Immobilienbranche, einer zentralen Säule der heimischen Volkswirtschaft, droht bereits eine Abwärtsspirale: Aktuell drohen zehntausende Chinesinnen und Chinesen, ihre Hypothekenzahlungen auszusetzen, da ihre Apartmentsiedlungen unfertig in der Landschaft herumstehen (China.Table berichtete).
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