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vor gut sieben Jahren stellte die kommunistische Staatsführung ihre Vorlage für ein weitreichendes soziales Kreditsystem vor. Die Bürger- und Unternehmensbewertung basiert auf dem aus der Finanzwirtschaft bekannten Scoring-System zur Prüfung der Kreditwürdigkeit. Peking wollte damit nach eigenen Angaben mehr Verlässlichkeit im wirtschaftlichen Austausch schaffen. Kritiker:innen sehen in dem System aber eine „Schufa auf Anabolika“ – denn die potenziell eingetragenen Daten umfassen mehr als die bloße Bonität von Individuen und Firmen.
Bisher hat sich beim Ausbau des Kreditsystems jedoch bei Weitem nicht so viel getan wie geplant, berichtet Frank Sieren aus China. Bisher gibt es lediglich verstreute Feldversuche. Doch die Vernetzung ist im Gange. Offen ist daher bisher auch noch: Was macht ein allmächtiger Staat am Ende aus dem Social-Scoring-System? Etwas überraschend ist daher eine andere Erkenntnis. Aus der Bevölkerung gibt es generell Zustimmung für die Sozialpunkte.
Unseren wirtschaftlichen Fokus legen wir heute auf einen „Hidden Champion“ par excellence. Wissen Sie, wer der größte Smartphone-Hersteller der Welt ist? Was ist Ihr Tipp? Samsung, Apple, Huawei? Alles falsch. BBK Electronics ist Verbrauchern zwar praktisch unbekannt, produziert aber weltweit jedes vierte Handy. Wir stellen Ihnen das Unternehmen aus Guangzhou vor.
Amelie Richter

Analyse
Die Vereinheitlichung der Sozialpunktesysteme rückt näher
Frank Sieren
Eigentlich wollte Peking sein vor allem im Westen kontrovers diskutiertes „Social-Credit-System“ bereits Ende 2020 landesweit einführen (China.Table berichtete). Das vor sieben Jahren offiziell angekündigte digitale Bürger- und Unternehmensranking beschränkt sich bislang jedoch auf eine Reihe von Pilotprojekten in verschiedenen Städten und Regionen. Die Plattform China Law Translate hat insgesamt siebzig Kleinprojekte gezählt. Über die meisten ist jedoch wenig bekannt.
Größere Projekte gab es in Suining (drei Millionen Einwohner), in Rongcheng (eine Million Einwohner) und innerhalb des Sesame-Credit-Systems des Onlinekonzerns Alibaba. In dem System, das noch am ehesten mit der deutschen Schufa vergleichbar ist, wird die Kreditwürdigkeit anhand des Konsumverhaltens innerhalb verschiedener Alibaba-Apps berechnet, zum Beispiel über den Finanzdienstleister Ant Financial oder die E-Commerce-Plattform Taobao. Je höher der Punktestand, umso mehr Rabatte und Sonderangebote werden dem Nutzer angeboten. Kunden und Anbieter werden wie bei Ebay bewertet, wobei jedoch auch Informationen aus der Schuldnerdatenbank mit einfließen.
Eine Blaupause für das staatliche Social-Scoring-System wird Sesame Credit jedoch kaum. Obwohl der chinesische Staat bei dem Thema eng mit den großen Tech-Konzernen zusammenarbeitet, verweigerte die Zentralbank der von Jack Ma geführten Ant Financial die Lizenz für die Teilnahme an einem nationalen sozialen Kreditsystem bereits 2018. Der Staat will die Hoheit über das Projekt behalten.
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