- Ex-Weltcup-Fahrer Michael Brunner: Kung-Fu-Sportler zu Abfahrtsläufern
- Xi und Putin rücken in Ukraine-Frage zusammen
- Rätsel um Staatsbürgerschaften von US-Chinesen
- Erste olympische Ergebnisse
- Teamchef beklagt Quarantänebedingungen
- Uno fordert Zugang für Bachelet
- Nadine Godehardt und Maximilian Mayer zu mangelnden China-Kenntnissen des IOC
- Zur Sprache: Einen Nagel antreffen
stand die verirrte Taube für Taiwan? Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele am Freitag schien eines der teilnehmenden Kinder zu spät dran zu sein, sich mit seiner leuchtenden Vogel-Figur mit den anderen zu vereinen. Es musste an die Hand genommen werden, um den Weg in die große Harmonie zu finden. Auf beiden Seiten der Taiwanstraße überwog die Interpretation einer politischen Botschaft. Allein die Diskussion darum zeigt wieder: Diese Spiele sind politisch aufgeladen. Ähnlich umstritten war die Wahl einer uigurischen Fackelträgerin für das Entzünden des Feuers. Sportfans und Sportler wünschen sich dagegen Spiele in einem weniger heiklen Umfeld. Schließlich soll es jetzt eigentlich um höher, schneller, stärker gehen.
Ein Experte für sportliche Exzellenz ist der profilierte Skilehrer Michael Brunner. Er hat selbst reichlich Wettkampf-Erfahrung. China.Table hat mit ihm gesprochen, weil er in den vergangenen Jahren in einer besonderen Mission unterwegs war. Er sollte im Schnellverfahren eine Generation chinesischer Skiläuferinnen und Skiläufer heranziehen. Die Talente, die er betreute, waren zwar sehr sportlich, aber zum Teil noch nie im Schnee unterwegs gewesen: junge Kampfkünstler, Tänzer oder Turner. Brunner sollte also typisch chinesische Stärken zu Wintersportfähigkeiten umformen. Was er bei der Umschulung von Spagat-Meisterinnen zu Abfahrtsläuferinnen erlebte, erzählte er Michael Radunski.
Wladimir Putin fährt übrigens selbst ebenfalls Ski. Sein persönlicher Trainer für den Abfahrtslauf war einst Präsident des russischen Olympischen Komitees. Putin interessiert sich also vermutlich auch für die Wettkämpfe. Als Machtpolitiker ist er jedoch aus einem anderen Grund nach Peking gereist. Indem er sich die Rückendeckung Chinas holt, stärkt er seine Position im Streit um die Nato-Osterweiterung und die Ukraine. Xi hat Putin nun die erwünschte Unterstützung gegen den Westen zugesagt. Mehr zum Zusammenrücken der beiden Ost-Mächte finden Sie in unserer Analyse.
Wer ist Chinese? Unter der roten Fahne mit den fünf Sternen nehmen zahlreiche Sportler:innen teil, die in anderen Ländern aufgewachsen sind. Christiane Kühl geht der Frage nach, inwiefern die Einwanderungsbehörden bei der Deutung der Staatsbürgerschaft Ausnahmen im Sinne des Medaillenspiegels machen.
Einen Medaillenspiegel suchen Sie uns zwar vergebens, aber wir möchten Sie in unregelmäßigen Abständen über wichtige chinesische Erfolge auf dem Laufenden halten. Deutschsprachige Medien berichten nun einmal vor allem über deutsche Medaillen.
Finn Mayer-Kuckuk

Interview
„Von ihnen hatte keiner jemals Schnee gesehen“

Die Olympischen Winterspiele in Peking haben begonnen. Jetzt geht es um Medaillen – und genau hier hat China ein Problem. Bei den Winterspielen 2018 in Pyeongchang konnten die Athleten der Volksrepublik lediglich eine magere Goldmedaille gewinnen. Das passt so gar nicht zum Selbstverständnis Chinas unter Xi Jinping. Einen Medaillenspiegel, in dem man so wenig Gold gewinnt wie die Slowakei oder Ungarn und weniger als Weißrussland oder Tschechien, will man in Peking nicht nochmal sehen. „Sie haben die Olympischen Winterspiele bekommen und dann festgestellt, dass sie überhaupt keine Skifahrer haben,“ stellt Michael Brunner die bittere Diagnose.
Brunner weiß, wovon er spricht, er war früher selbst nah dran an der alpinen Weltspitze, zählte 1994 bei den Spielen in Lillehammer zum deutschen Nationalteam. Inzwischen betreibt er eine Skischule in Garmisch-Partenkirchen.
Brunner ist zweifelsfrei vom Fach. Der Anruf aus China hat ihn dann aber schon etwas überrascht. Der frühere Weltcup-Fahrer soll Chinas alpine Medaillenhoffnungen finden. „Die Chinesen legen dann einfach ein Programm auf. Von oben herunter wird gesagt: Wir wollen in vier Jahren so und so viele Leute dabeihaben. Hier ist das Budget. Macht mal.“ Und Brunner macht. Im August 2018 fliegt er nach China und reist an die Enden dieses riesigen Landes: nach Nanning, in eine Stadt nahe der Grenze zu Vietnam, wo es niemals schneit. Oder nach Kaschgar, an den Rand der Taklamakan-Wüste. Brunner veranstaltet das wohl größte Casting der Sportgeschichte: Wer wird Chinas Ski-Ass?
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