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den chinesischen Staatszeitungen wie der Global Times war der Rückzieher des KI-Unternehmens Sensetime von einem Börsendebüt keine Nachricht wert. Das mag an dem Bezug zu heiklen Menschenrechtsfragen liegen: Die amerikanische Regierung hatte das Unternehmen unmissverständlich mit der Totalüberwachung des Volks der Uiguren in Verbindung gebracht. Finn Mayer-Kuckuk analysiert die Hintergründe der Verstrickung von Geopolitik, Finanzen und KI. Das einstige Star-Unternehmen hat nicht nur seinen Glanz verloren, sondern auch seine Unschuld.
Die strengen Kapitalverkehrskontrollen Pekings haben in den vergangenen Jahren Betreiber von Casinos in der Sonderwirtschaftszone Macau dazu getrieben, nach immer neuen Schlupflöchern zu suchen. Bürger der Volksrepublik können jährlich nur 50.000 Dollar legal ins Ausland überweisen. Die Casinos in Macau haben daher Vermögende mit Vergnügungsreisen in ihre Stadt gelockt und ihnen die Gewinne in US-Dollar oder Euro ausgezahlt. Die Einsätze mussten dafür hoch genug sein – sonst gibt es keinen Zugang zu den VIP-Räumen. Mit der Verhaftung des Glücksspiel-Barons Alvin Chau sendet Peking ein Warnsignal an die gesamte Branche. Staatschef Xi Jinping will eben nicht nur die Unterhaltungsindustrie und die Technologiebranche auf Linie bringen, sondern auch die Finanz- und Glücksspielindustrie, wie unsere Autoren aus Peking analysieren.
Einen guten Start in den Tag wünscht
Ning Wang

Analyse
Sensetime verschiebt Börsengang
Sensetime ist eine der KI-Firmen, die ihre Anwendungen bereits in der Praxis einsetzt. Die Software des Unternehmens leistet Personenerkennung mit vorher unbekannter Genauigkeit. Doch trotz Interesse der Investoren hat das Unternehmen einen geplanten Börsengang in Hongkong vorläufig verschoben. Grund ist eine Entscheidung der US-Regierung. Diese hat neue Sanktionen gegen Sensetime verhängt (China.Table berichtete), die auch die künftige Finanzposition der Firma betreffen. Grund für die Sanktionen ist der großflächige Einsatz der Sensetime-Produkte zur Überwachung der Minderheit der Uiguren.
Sensetime ist damit ein weiteres prominentes Unternehmen, das Teil der politischen Gemengelage geworden ist. Es gibt jedoch Unterschiede zu anderen Firmen, die von US-Sanktionen betroffen sind. Der Telekom-Ausrüster Huawei, der Halbleiterhersteller SMIC oder der Mobilfunker China Mobile weisen darauf hin, nur oberflächliche Beziehungen zu Chinas Sicherheitsbehörden zu haben. Sensetime dagegen liefert Kernkomponenten für den totalen digitalen Überwachungsstaat.
Der vergangene Freitag war der verhängnisvolle Tag für die Börsenpläne von Sensetime. Der 10. Dezember ist einerseits der Tag der Menschenrechte. Für US-Präsident Joe Biden ging zudem ein nur mäßig produktiver Demokratiegipfel zu Ende, zu dem China ausdrücklich nicht eingeladen war. Die US-Regierung hat dann anlässlich von Menschenrechtstag und Demokratiegipfel noch mit Sanktionen nachgelegt. Sensetime als berüchtigter Hersteller von Überwachungssoftware war ein logisches Ziel. Anders als bei früheren US-Sanktionen ging es diesmal ausdrücklich um eine Reaktion auf die Unterdrückung der Uiguren. Ebenfalls betroffen waren an diesem Tag Myanmar und Nordkorea. Rechtliche Grundlage war die Einstufung von Sensetime als Teil des „militärischen-industriellen Komplexes der Volksrepublik China“.
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