- Sensetime: Börsengang inmitten des Tech-Crackdowns
- Neue WHO-Experten sollen Virus-Herkunft ergründen
- Kosten für Fabriken steigen
- LinkedIn stellt Dienst in China ein
- Arbeiter protestieren gegen Überstunden
- China importiert mehr Kohle wegen Energiekrise
- Provinzen beklagen Engpässe in Schulen und Kindergärten
- Johnny Erling: Kein Platz für Reue und Kritik in China
mehr als 600 Millionen Überwachungskameras verfolgen laut Schätzungen das öffentliche Leben in China. Ein Unternehmen, das davon besonders profitiert, ist Sensetime. Der Tech-Konzern beliefert die Polizei mit Software zur Bilderkennung und -analyse und sorgt so dafür, dass die Behörden Passanten und Verkehrsteilnehmer digital über die ganze Stadt verfolgen können. Chinas wertvollstes Unternehmen im Bereich der Künstlichen Intelligenz will nun in Hongkong den Börsengang wagen. Doch das jüngste regulatorische Durchgreifen der Behörden gefährdet auch Sensetime, analysieren Jörn Petring und Gregor Koppenburg.
Wir hatten es kürzlich schon angekündigt: Die Suche nach dem Ursprung der Corona-Pandemie wird uns noch eine Weile beschäftigen. Die Weltgesundheitsorganisation hat nun eine Beratungsgruppe gegründet, um die Ursprünge eventuell doch noch aufzuklären. Es könnte die letzte Chance sein, da die Zeit drängt, so ein WHO-Epidemiologe. Finn Mayer-Kuckuk hat sich die Details der Scientific Advisory Group for the Origins of Novel Pathogens, kurz SAGO, angeschaut.
Unser Kolumnist Johnny Erling widmet sich heute dem Thema Reue und Entschuldigung. Die chinesische Führung lässt auf dem Weg zur Weltmacht weder Selbstzweifel zu, noch gesteht sie Fehler ein. Kritische Bürger und Bürgerinnen werden zensiert oder weggesperrt. Widerrede aus dem Ausland mit Wolfskrieger-Diplomatie begegnet. Dabei hat die Volksrepublik nach der Kulturrevolution eine kurze Phase der Toleranz erlebt. Doch diese Phase endete spätestens 2017, wie Johnny Erling berichtet.
Wir wünschen Ihnen ein schönes Wochenende!
Nico Beckert

Analyse
Meister der Überwachung will an die Börse
An der Hongkonger Börse gab es in den letzten zwölf Monaten nur wenig zu feiern. Vor einem Jahr fieberte der Finanzplatz dem Börsengang der Ant Group entgegen. Es wäre einer der größten Börsengänge der Welt geworden. Doch nur zwei Tage vor dem geplanten Datum wurde das Debüt der Finanztochter des Online-Riesen Alibaba auf Geheiß Pekings abgesagt (China.Table berichtete). Es war der Auftakt eines regulatorischen Durchgriffs in der chinesischen Technologie-Branche, der die Börsenwerte zahlreiche chinesischer Tech-Konzerne seitdem in die Tiefe gerissen hat. Doch langsam scheint die Zuversicht zurückzukehren.
Mit Sensetime will nun erstmal seit Beginn des Crackdowns wieder ein namhaftes chinesisches Start-up einen Börsengang wagen. Mit einer Bewertung von zuletzt zwölf Milliarden US-Dollar ist Sensetime Chinas wertvollstes Unternehmen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI). Laut Berichten will das Start-Up bei seinem Börsengang mindestens zwei Milliarden Dollar einsammeln.
Meister bei Gesichtserkennung
Die intelligente Bilderkennungs- und Analysesoftware der Firma setzt Maßstäbe. Was technisch möglich ist, zeigt Sensetime in seinen Pekinger Vorführräumen. Von dort ist eine ballförmige weiße Kamera auf eine hundert Meter entfernte Kreuzung am Firmensitz gerichtet. Trotz der Entfernung hat das System keine Probleme, Autos, Passanten und Rollerfahrer mit digitalen Vierecken zu umfassen und daneben Informationen wie Geschlecht oder Fahrzeugtyp anzuzeigen. Hat das System einen Fußgänger einmal markiert, kann er theoretisch durch die ganze Stadt verfolgt werden. Kameras, die von der chinesischen Polizei eingesetzt werden, sehen nicht nur alles, sondern werden dank Firmen wie Sensetime auch immer schlauer.
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