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der chinesischen Regierung ist es im Kampf der politischen Systeme gelungen, viele Akteure auf der demokratischen Gegenseite einzuschüchtern. Das liegt daran, dass wir im Westen den Fehler begehen, Stärke fast ausschließlich in Zahlen und Statistiken zu messen. Die Volksrepublik nutzt unsere eindimensionale Sicht der Dinge und schlüpft gern in die Rolle der neuen „Supermacht“. Dabei vergessen wir allzu oft, dass Stärke so viel mehr als Wirtschaftswachstum oder Rekorde bei Patenten bedeutet.
Michael Radunski berichtet heute über die „Säule der Schande“, die in Hongkong an das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens erinnert. Dieses Kunstwerk stellt nach Ansicht der Behörden eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der Volksrepublik dar, weil es die Erinnerung an ein düsteres Kapitel der KP-Geschichte aufrechterhält.
Noch wurde sie nicht abgebaut, aber die Tage der Säule in Hongkong sind gezählt. Die baldige Entfernung des Mahnmals sollte uns daran erinnern, dass eine Diktatur so viele Schwachstellen hat, dass sich demokratische Staaten nicht vor dem Wettbewerb mit ihr zu fürchten brauchen. Ein politisches System, das Angst davor hat, dass sich seine Menschen an die Vergangenheit erinnern, ist ein schwaches System. Denn es verleugnet seine Geschichte, weil es den Zorn seiner Bevölkerung fürchtet. Daraus sollten westliche Staaten Selbstvertrauen ziehen, um China im Kampf der politischen Systeme seine Grenzen aufzuzeigen.
Marcel Grzanna

Analyse
Säule der Schande: Umzug nach Taiwan?

Michael Radunski
„Noch steht sie“, sagt Jens Galschiøt am Telefon – und der Stolz in seiner Stimme ist nicht zu überhören. Das Ultimatum sei abgelaufen, aber noch habe niemand die acht Meter hohe Skulptur aus rot angemaltem Beton beseitigt: ausgemergelte Körper mit schmerzverzerrten Gesichtern. Galschiøt hat die „Säule der Schande“ erschaffen. Sie erinnert an eines der dunkelsten Kapitel der chinesischen Geschichte: die blutige Niederschlagung der Proteste im Juni 1989. Seit 24 Jahren steht sie auf dem Gelände der Universität Hongkong. Doch nun soll sie weg. Pekings autoritäre Übernahme der Stadt lässt keinen Raum für dunkle Kapitel.
Der dänische Bildhauer Galschiøt erzählt im Gespräch mit China.Table, wie seine Skulptur in den vergangenen Tagen unversehens zum Mittelpunkt einer Auseinandersetzung geworden ist. Eine Auseinandersetzung zwischen einer global agierenden Anwaltskanzlei, einer aufgelösten Demokratiebewegung und einer zunehmend repressiv agierenden Zentralregierung in Peking. „Ich bin schockiert“, sagt Galschiøt. „Aber so verhalten sich eben diktatorische Regime, die Tag und Nacht Angst haben, ihre Macht zu verlieren.“
Vor zwei Wochen stellten die Anwälte der amerikanischen Kanzlei Mayor Brown im Namen der Universitätsführung ein Ultimatum: Innerhalb von sechs Tagen müsse die zwei Tonnen schwere Skulptur vom Campus entfernt werden, andernfalls werde die Universität damit tun, was sie für richtig halte. Hintergrund des juristischen Vorgehens: Die „Säule der Schande“ soll gegen das nationale Sicherheitsgesetz verstoßen. Das im Juli 2020 in Kraft getretene Gesetz erlaubt es den Behörden, gegen alle Aktivitäten vorzugehen, die nach ihrer Auffassung die nationale Sicherheit Chinas bedrohen.
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