Im Interview: Chinas Militär profitiert von europäischen Forschungs-Kooperationen
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Liebe Leserin, lieber Leser,
die akademische Kooperation ist eines der wenigen Felder, auf denen noch Austausch mit China möglich ist. Gerade ein Wiederanfahren der gegenseitigen Programme für Gaststudenten wäre höchst wünschenswert. Der Kontakt zu chinesischen Wissenschaftlern ist sinnvoll und förderungswürdig. Denn der Zugang zu verlässlichen Informationen über das Geschehen in der Volksrepublik wird zunehmend eingeschränkt.
Erschreckend ist aber auch, wie blauäugig manche Akademiker an eine Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern herangehen. Eine Erhebung der Denkfabrik CEIAS hat zutage gefördert: Europäische Universitäten arbeiten auch mit Forschungspartnern zusammen, die Verbindungen zur Volksbefreiungsarmee haben. Und das auch auf Feldern wie Informatik oder Biowissenschaften. So profitiert das chinesische Militär von europäischen Forschungskooperationen. Es besteht ein „großes Risiko“ eines „erzwungenen Technologietransfers„, sagt Matej Šimalčík, der geschäftsführende Direktor des CEIAS, im Interview mit Amelie Richter. Das Sicherheitsbewusstsein bei den Universitäten ist viel zu gering.
Kooperationen sind eine gute Sache, aber sie sollten gerade in sicherheitsrelevanten Fächern auch gut gemacht sein. Deutsche Universitäten sind jedoch auf die Zusammenarbeit mit chinesischen Institutionen nicht ausreichend vorbereitet, so Šimalčík.
Wenig kooperativ geht China derzeit verbal gegen den angestrebten Besuch Nancy Pelosis in Taiwan vor. Einige Wolfskrieger und die Staatsmedien fahren ganz neue verbale Geschütze auf, analysiert Michael Radunski. Das Säbelrasseln wird lauter und gefährlicher. Auf den ersten Blick gibt es kaum einen guten Ausweg. Sagt Pelosi ihre Reise ab, hat Chinas Aggression Erfolg. Reist sie hin, könnte der Besuch die US-Beziehungen zur Volksrepublik weiter verschlechtern. Doch es gibt einen Ausweg, wie unser Autor aufzeigt.
Ihr
Nico Beckert
Interview
„Hochschulen sind auf Kooperation mit China nicht vorbereitet“
Das chinesische Militär profitiert von Forschungskooperationen zwischen Europa und China. Europäische Universitäten arbeiten mit Partnern in Xinjiang zusammen. Matej Šimalčík von der Denkfabrik CEIAS hat mit seinem Team die Verbindungen zwischen europäischen und chinesischen Forschungseinrichtungen genauer untersucht und einige erschreckende Befunde zutage gefördert. Deutsche Universitäten schneiden besonders schlecht ab. Das Gespräch führte Amelie Richter.
Welche Universitäten und Forschungsinstitute in Europa arbeiten mit chinesischen Einrichtungen zusammen? Der „Academic engagement tracker“ der mitteleuropäischen Denkfabrik The Central European Institute of Asian Studies (CEIAS) hat mehr als 2.300 Verbindungen von akademischen Einrichtungen mit chinesischen Kooperationspartnern festgehalten und Details zu der jeweiligen wissenschaftlichen Zusammenarbeit zusammengetragen.
Herr Šimalčík,welche Bereiche der akademischen Kooperation bereiten Ihnen am meisten Sorgen?
Es gibt einige besorgniserregende Trends: Erstens sehen wir einen hohen Anteil an Zusammenarbeit mit chinesischen Einrichtungen, die mit dem Verteidigungssektor wie der Volksbefreiungsarmee sowie der militärischen Forschung und Entwicklung verbunden sind. Durchschnittlich führen mehr als 40 Prozent aller Verbindungen zu Einrichtungen, die ihrerseits mit dem Militär verbunden sind. Am höchsten ist dieser Anteil in Österreich und Deutschland, wo er bei rund 55 Prozent liegt. Alle bis auf eine der zehn in Kooperationen aktivsten Unis der Volksrepublik sind mit dem chinesischen Verteidigungssektor verbunden.
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