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das Internationale Olympische Komitee (IOC) sieht sich gerne in der Rolle des großen Strippenziehers der guten Sache. Man setze in der Causa Peng Shuai auf „stille Diplomatie“. IOC-Vizepräsident Dick Pound rühmt zudem den exklusiven Zugang der Organisation zu der wohl festgehaltenen Tennisspielerin. In der Tat war niemand sonst in der Lage, mit Peng in direkten Kontakt zu treten, seitdem diese den ehemaligen Vizepremierminister Zhang Gaoli der sexuellen Nötigung beschuldigt hat.
Das IOC als einflussreicher Autokratenflüsterer – was für ein berauschendes Image. Doch die Selbstwahrnehmung in der Zentrale in Lausanne hat mit der Realität nichts zu tun. In Wahrheit ist das IOC ein Universal-Werkzeug von Diktaturen. Peking verwendet es dazu, Wogen der Empörung zu glätten, die eigenen, vermeintlich guten Absichten zu amplifizieren oder Menschenrechtsverbrechen zu bagatellisieren. Die chinesische Regierung hält das Stöckchen hin, und IOC-Boss Thomas Bach springt brav hinüber.
Wie es richtig geht, macht der Frauentennis-Weltverband WTA vor, der alle Turniere in China und Hongkong aussetzt. WTA-Chef Simon begründet die Entscheidung damit, dass Peking keine Anstalten mache, auf die Forderungen des Verbandes einzugehen. Zugegeben wird sich die Nachhaltigkeit des Turnierabzugs noch herausstellen. Doch Simons Konsequenz für den Augenblick sollte dem Rest der Welt Ansporn sein, sich mit chinesischem Fadenschein nicht mehr abspeisen zu lassen.
Stärkerer Wind weht der chinesischen Regierung in Zukunft wohl auch aus Deutschland entgegen. So zumindest liest es sich im Koalitionsvertrag. Im Gespräch mit China.Table hat die künftige Außenministerin Annalena Baerbock die Entschlossenheit der kommenden Bundesregierung bestärkt. Wie wichtig das ist, belegen auch die jüngsten Nachrichten über Chinas weltweite Fahndung nach taiwanischen Staatsbürger:innen oder das Schicksal der Bloggerin Zhang Zhan.
Ein freundlicher Gruß
Marcel Grzanna

Analyse
Wut über den Mut der WTA
Christiane Kühl
Der Fall Peng Shuai ist endgültig in der Weltpolitik angekommen. Am Tag Eins nach der Absage aller Tennisturniere in China durch den Damentennisverband WTA schäumt China. Die Unterstützung für die Turnierabsage der WTA in der Welt ist groß, was auch Peking zur Kenntnis nehmen dürfte. Der Versuch, Pengs Vorwürfe sexueller Nötigung durch Ex-Vizeministerpräsident Zhang Gaoli mit zweifelhaften Methoden aus der Welt zu schaffen, ist krachend gescheitert – vor allem dank der WTA.
Entsprechend wütend reagierten Regierung und Staatsmedien am Donnerstag auf die Absage der Turniere. China sei strikt gegen Maßnahmen, mit denen Sport „politisiert“ werde, sagte ein Außenamtssprecher am Donnerstag in Peking. Mit solch dürren Worten gab sich die für nationalistischen Eifer bekannte Staatszeitung Global Times nicht zufrieden. „Die einseitige Entscheidung der WTA im Namen des ‚Schutzes ihrer Spielerinnen‘, wurde basierend auf fiktiven Informationen getroffen“, kommentierte das Blatt. Dies würde nicht nur die betreffende Athletin selbst verletzen, sondern auch die fairen Wettkampfchancen der Tennisspielerinnen beeinträchtigen. Seltsamerweise erschien der Text aber nicht auf der englischsprachigen Website des Blattes, sondern nur auf Twitter.
Der für seine heftigen Tweets berüchtigte Global-Times-Chefredakteur Hu Xijin ging sogar noch weiter: „Die WTA zwingt Peng Shuai, den Angriff des Westens auf das chinesische System zu unterstützen. Sie beraubt Peng Shuai ihrer Meinungsfreiheit und fordert, dass die Beschreibung ihrer aktuellen Situation ihren Erwartungen entsprechen muss.“ Damit stellte Hu die Sache in einer erstaunlichen Weise auf den Kopf. Zudem versuchte er, die Ankündigung der WTA ins Lächerliche zu ziehen: WTA-Chef Steve Simon boykottiere mit großem Trara „einige Veranstaltungen, die aufgrund von Covid-19 nur eine geringe Chance haben, überhaupt abgehalten zu werden.“ Das bringe der WTA keine zusätzlichen wirtschaftlichen Verluste und sorge nur für Aufmerksamkeit im Westen.
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