- Nürnberg vergibt Menschenrechtspreis an „Die Kronzeugin“
- Festnahme von Kardinal Zen kurz nach der Wahl in Hongkong
- G7 kritisieren Lees Wahl zum Hongkonger Regierungschef
- UN-Menschenrechtsbeauftragte wohl in Kürze in China
- Verbreitung von WHO-Stellungnahme verhindert
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brisante Nachrichten erreichten die Welt am Mittwochabend aus Hongkong: Kardinal Joseph Zen wurde verhaftet. Dem prominenten Kritiker der chinesischen Regierung und ihrer Religionspolitik wird Verschwörung mit ausländischen Kräften vorgeworfen. Zen ist sowohl der Kommunistischen Partei als auch dem Vatikan ein Dorn im Auge, dem er den Ausverkauf der Christen in China an die KP vorwarf.
Inzwischen ist Zen auf Kaution wieder auf freiem Fuß. Dennoch dürfte seine Festnahme die Katholiken in Hongkong in Alarmbereitschaft versetzen. Zwar ist der 90-Jährige nicht wegen seines Glaubens verhaftet worden. Dass die Behörden vor dem Geistlichen jedoch nicht haltmachen, dürfen die Christen, aber auch Muslime als Warnung an diejenigen verstehen, die Staat und Partei nicht über die Kirche stellen wollen.
Konfliktträchtig ist auch die Verleihung des Internationalen Menschenrechtspreises der Stadt Nürnberg. Nachdem bekannt wurde, dass der Preis an eine Zeugin der Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang gehen soll, gab es die erwartbaren Proteste aus China. Doch die Verantwortlichen ließen sich nicht einschüchtern. Sayragul Sauytbay, die als eine der ersten auf Folter, Inhaftierungen und die Unterdrückung der Uiguren aufmerksam machte, wird den Menschenrechtspreis am Sonntag erhalten. Gut so!
Marcel Grzanna

Analyse
Menschenrechts-Preis: Nürnberg beugt sich dem Druck nicht
Marcel Grzanna
Für Sayragul Sauytbay ist die Auszeichnung eine Würdigung ihres Mutes. Denn sie hat nicht nur ihre Freiheit, sondern auch ihr Leben aufs Spiel gesetzt, als sie der Welt Einblicke in die systematischen Menschenrechtsverbrechen durch chinesische Behörden in der autonomen Region Xinjiang lieferte. Am kommenden Sonntagvormittag wird Sauytbay im Opernhaus der Stadt offiziell geehrt.
Die 45-Jährige arbeitete als Lehrerin im Staatsdienst für kasachisch-stämmige Häftlinge in einem Internierungslager in Xinjiang und lebte dabei selbst unter haftähnlichen Bedingungen. Dort wurde sie Zeugin von Folterungen durch chinesische Beamte. 2018 gelang ihr die Flucht nach Kasachstan. Ihr Mann und ihre Kinder waren bereits zwei Jahre zuvor ausgereist, weil die Entwicklung in Xinjiang der Familie zunehmend Angst bereitet hatte. Sauytbay selbst hatte China jedoch nicht legal verlassen können, weil sie keinen Reisepass besaß. Die Behörden hatten ihr das Dokument abgenommen.
In dem Buch „Die Kronzeugin“ schildert die deutsche Journalistin Alexandra Cavelius die Erfahrungen Sauytbays in dem Lager und berichtet ausführlich von der Unterdrückung der muslimischen Bevölkerung in Xinjiang.
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