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die dritthöchste Politikerin der USA ist mit ihrem Flugzeug in Taiwan gelandet. Wie erwartet reagierte China auf Nancy Pelosis Besuch, indem es sein Militär losschickte: Flugzeuge der chinesischen Luftwaffe haben die Mittellinie der Meerenge zwischen der Insel und dem Festland angekratzt. Zudem beginnen am Donnerstag Marinemanöver mit scharfer Munition im Meer rund um Taiwan. Eine Bewertung der chinesischen Reaktion finden Sie in unserer Analyse von Christiane Kühl. Pelosis Wagnis scheint sich kurzfristig ausgezahlt zu haben, weil eine Eskalation ausgeblieben ist. Dennoch werden die USA es ab jetzt schwerer haben im Umgang mit China.
Chinas allzu laute Propagandisten mussten aber zurückrudern. China habe weiterhin die stärkeren Karten auf der Hand und werde sie nun „eine nach der anderen ausspielen“, schrieb beispielsweise Hu Xijin, der stets lautstark tönende Ex-Chefredakteur der Global Times auf Twitter. Statt des von ihm am Montag angekündigten „großen Kriegs in der Taiwanstraße“ findet nun also eher ein Kartenspiel statt. (Zum Thema Hu Xijin schauen Sie doch bitte auch in unser Dessert, wo er ungewohnt einträchtig neben Pelosi zu sehen ist.)
Die Beziehungen zwischen den USA und China werden ab jetzt jedoch erst einmal komplizierter. Xi Jinping kann die historische Visite nicht einfach übergehen. Die Gefahr eines Missverständnisses und einer unbeabsichtigten Eskalation sind zudem nicht gebannt, zumal beide Seiten Kriegsschiffe im gleichen Seegebiet zusammenziehen. Taiwan bleibt neben dem laufenden Krieg in der Ukraine sowie Nordkorea und ferner auch Iran einer der kritischsten Krisenherde.
Pelosis Besuch stärkt die symbolische Unterstützung für Taiwan, aber er kommt in einer gefährlichen Zeit. Einem Krieg steht die Welt bereits fassungslos gegenüber. Und China befindet sich an dem Punkt, an dem es darauf dringen könnte, seine eben erst zurückgewonnene technologisch-militärische Stärke in der Praxis zu zeigen. So lobenswert Pelosis Hartnäckigkeit ist: Sie hat an einem Status quo gewackelt, der jahrzehntelang einen heiklen Frieden gesichert hat.
Zugleich wirkte die Reaktion am Dienstagabend zunächst jedoch auch wie ein Spiel. Exakt in dem Moment, als Flugverfolgungs-Seiten die Landung Pelosis signalisierten, stellten die chinesische und die amerikanische Seite ihre PR-Texte online, mit denen sie ihre Positionen in markigen Worten vertraten. Es war fast beruhigend, darin die gleichen Phrasen zu finden wie üblich.
Finn Mayer-Kuckuk

Analyse
Kampfjets und Manöver zu Pelosis Ankunft in Taiwan

Christiane Kühl
Sie hat es also tatsächlich getan: Trotz aller Warnungen und Krisen-Szenarien ist Nancy Pelosi am Dienstag nach Taiwan geflogen – und zwar unter den Augen aller Welt. Hunderttausende im Ausland und zeitweise gar 30 Millionen Menschen in China verfolgten auf Flight-Trackern im Netz die Boeing der US-Luftwaffe mit Pelosi an Bord von Kuala Lumpur bis zur Landung am späten Abend Ortszeit in Taiwan. Die Tracking-App Flight Radar brach unter der Last der Zugriffe gar vorübergehend zusammen.
Fast im Moment der Landung kam auch die chinesische Reaktion. Die Volksbefreiungsarmee schickte SU-35-Kampjets los, die an der Medianlinie zwischen Taiwan und dem chinesischen Festland entlangrasten. Es war eine der Reaktionen, die Experten vorab in Betracht gezogen hatten. Das chinesische Staatsfernsehen brachte zu dem Luftwaffeneinsatz nur eine dürre Meldung. Nach dem Säbelrasseln der vergangenen Tage (China.Table berichtete) wirkte das geradezu verhalten. Noch am Dienstagnachmittag hatte Außenamtssprecherin Hua Chunying mit „starken Gegenmaßnahmen“ gedroht.
Schon vor Pelosis Anreise hatten zwei Manöver der Marine begonnen, die am Dienstagabend noch andauerten – allerdings weit weg von Taiwan in der Bohai-See sowie im Südchinesischen Meer. Auch meldete das Präsidialamt von Tsai Ing-wen, dass Hacker die Webseite der Präsidentin durch einen Ansturm an Anfragen vorübergehend lahmgelegt hatten.
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