- Rettung oder Restrukturierung für Evergrande?
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- Xi und Biden planen Video-Treffen vor Ende des Jahres
- Carrie Lam: Erweiterung in Hongkongs Norden
- Reiseaufkommen während der Golden Week gesunken
- Taliban und Peking kooperieren an afghanischer Grenze
- Tibet-Lobby fordert stärkere Positionierung von künftiger Bundesregierung
- Programm des AsiaBerlin Summit am Donnerstag
- Im Portrait: Daimler CIO Jörg Storm
Liebe Leserin, lieber Leser,
beim informellen Abendessen der EU-Staats- und Regierungschefs im slowenischen Schloss Brdo stand auch – als kleiner Punkt am Ende der Agenda – das Verhältnis zu China auf der Tagesordnung. Aufmerksamkeit gibt es nun für ein Detail in der Mitteilung von EU-Ratschef Charles Michel zu dem Treffen. China werde als „Wettbewerber, Partner und systemischer Rivale“ gesehen, so der Belgier. Wer den EU-Dreiklang zur Positionierung gegenüber der Volksrepublik kennt, dem wird auffallen: Bisher hieß dieser „Partner, Wettbewerber, systemischer Rivale“ („partner, competitior, systemic rival“). Nun scheint „Wettbewerber“ an die erste Stelle gerückt zu sein.
In unserer ersten Analyse blicken wir heute erneut auf das Drama um den verschuldeten Immobilienriesen Evergrande. Wie wird Peking reagieren? Bei anderen in die tiefroten Zahlen geratenen Konzernen fiel die Handhabe bisher unterschiedlich aus, erklärt Finn Mayer-Kuckuk. Huachen Automotive musste in die Insolvenz. Die Bank Huarong wurde dagegen gerettet. Doch dabei geht es um mehr als eine reine Entscheidung über Rettung oder Restrukturierung. Im Umgang mit Evergrande lässt sich ablesen, welche Strategie Peking gegenüber Risiken am Finanzmarkt einschlägt.
Der Umgang mit zivilgesellschaftlichen Organisationen in Hongkong ist indes leider schmerzlich absehbar: Gewerkschafter, Aktivisten und Medienvertreter in der Stadt müssen eine Strafverfolgung durch die Behörden fürchten – der Widerstand verlagert sich deshalb zunehmend in das Ausland, schreibt Marcel Grzanna. Er hat mit Ex-Parlamentarier Ted Hui gesprochen.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
Analyse
Evergrande: Wie viel Risiko akzeptiert Peking am Finanzmarkt?
Keiner kann sagen, dass China in der Krise zu weitreichende Sicherheitsnetze spannt. Allein im ersten Halbjahr sind Dutzende große Firmen in die Insolvenz gegangen, was zusammen 15 Milliarden Euro an Schulden hinterlassen hat. Die Finanzaufsicht und die Zentralbank zeigen also durchaus Mut zur Pleite. In einer Staatswirtschaft könnte die Regierung im Prinzip alles retten, das in Schieflage gerät. Doch sie hält sich mit Eingriffen zurück.
Zugleich lässt der langsame Untergang des Immobilienentwicklers Evergrande Beobachter und Marktteilnehmer jedoch rätseln. Wie viel echtes Risiko traut sich Peking? Einerseits hat die KP Chinas mehrfach angekündigt, im Finanzwesen immer mehr auf Marktkräfte zu setzen. „Wir beschleunigen die Entwicklung eines vielschichtigen Kapitalmarkts“, sagte Premier Li Keqiang 2014. „Wir entwickeln einen gut funktionierenden Anleihemarkt.“
Für einen gut funktionierenden Anleihemarkt sind einerseits auch reale Ausfallrisiken nötig. Doch von dem Schicksal der Evergrande-Gruppe hängt andererseits zu viel ab. Vom einfachen Wohnungskäufer bis zur Großbank hängen ganz unterschiedliche Akteure mit drin. Zudem drohen Systemrisiken in Chinas überschuldeten Immobiliensektor. Schon jetzt tun sich auch andere Firmen der Branche schwer, ihre Anleihen umzuwälzen.
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