- Peking feiert trotz Lockdown-Angst Frühsommer
- Mit Atomkraft gegen den Klimawandel
- Volkswagen: Digitalisierung im China-Tempo
- Tesla expandiert in Shanghai
- Peking mit leichter Lockerung für Einreisende
- Porträt: Christoph Trebesch – Experte für Chinas Kreditvergabe
die Bürger von Peking feiern in herrlichem Maiwetter die möglicherweise letzten Tage vor einem Lockdown. Bisher rätseln viele Bürger, ob und wann die Ausgangssperren kommen, wie unser Team aus Peking berichtet. Aber wie immer passen sich die Pekinger flexibel an die Maßnahmen an: Restaurants stellen zum Beispiel einfach die Tische auf die Straße, da sie drinnen nicht mehr servieren dürfen. 51 neue Fälle verzeichnete Peking am Mittwoch. Noch ist das eine beruhigend niedrige Zahl. Positiv stimmt auch die Meldung, dass China die Quarantänezeiten für Einreisende aus dem Ausland leicht verkürzen wird.
Die schöne Frühlingssonne nutzt derweil auch der Energieversorgung, die rapide auf erneuerbare Quellen umgestellt wird. In den Wüstengebieten des Westens entstehen dazu riesige Wind- und Fotovoltaikanlagen. Doch die Volksrepublik setzt beim Klimaschutz zugleich stark auf die ebenfalls emissionsfreie Atomkraft. Peking hat sich selbst gewaltige Nuklear-Ausbauziele für die nächsten Jahrzehnte gesetzt. Nico Beckert analysiert, warum die Ausbaupläne langsamer vorankommen als geplant und wie es in China mit der schwierigen Suche nach einem Endlager bestellt ist.
Die Volksrepublik ist zugleich weltweit führend bei der Digitalisierung im Mobilitätssektor. Die Technik-affinen Kunden des Landes verlangen Hightech im Auto, und das vor allem bei den elektrischen Fahrzeugen für die Zukunft. Deutsche Autobauer hinken den chinesischen Konkurrenten um Jahre hinterher, wie Christian Domke Seidel analysiert. Er erklärt, wie Volkswagen mithilfe seiner Software-Tochter Cariad Abhilfe auf dem größten Einzelmarkt des Konzerns schaffen will. Cariad soll nach dem Willen von Vorstandschef Diess aus VW einen „softwareorientierten Mobilitätskonzern“ machen.
Christiane Kühl

Analyse
Die letzten freien Tage von Peking?

Die Temperaturen in Peking sind Anfang Mai zum ersten Mal im Jahr über 30 Grad geklettert, und das sieht man im Stadtbild. Während der Feiertage zum Anfang des Wonnemonats sind die beliebteren Treffpunkte der Stadt mit Menschen überfüllt. Wie zum Beispiel die Shopping-Meile im Stadtteil Sanlitun, wo die Geschäfte ganz normal geöffnet sind. Wie üblich stehen etwa zwei Dutzend Fotografen auf der Einkaufsmeile und schießen wild Fotos jeder stylish aussehenden Pekingerin, die vorbeiflaniert – oder laufen ihnen gar mit gezückten Videokameras hinterher. Ein junger, exzentrisch gekleideter Mann mit Hut und Brille macht mit lautem Singen und Tanzbewegungen auf sich aufmerksam. Ein junger Vater filmt seine Tochter bei der Tanzeinlage mit dem Handy. Vermutlich wird das Video bei Tiktok landen.
Etwa 430 lokal übertragene Fälle werden insgesamt für Peking angegeben. Allein 51 neue Infektionen meldete die Hauptstadt am Mittwoch. Wegen der hohen Fallzahlen durften Cafés und Restaurants seit den Feiertagen keine Menschen im Innenraum bewirten – Hol- und Lieferdienste blieben aber erlaubt. Auch Shoppingmalls und Geschäfte durften weiter öffnen.

„Alles ist wie immer„, findet ein Pekinger. „Man kann nur nicht ins Café und muss sich einen anderen Platz zum Sitzen suchen.“ Daher sitzen die Menschen dicht an dicht auf den wenigen Bänken unter den Bäumen oder weichen auf die Stufen vor dem großen Apple Store von Sanlitun aus. In den Händen halten sie Kalt- oder Heißgetränke und unterhalten sich, machen Selfies. Manche tragen Masken, andere nicht. Auf ihren Hemden tragen die meisten einen dunkelvioletten Aufkleber mit der Aufschrift „Taikooli“. Diesen verteilen die Wachleute der Einkaufsmeile an alle, die beim Eintritt auf die Plaza einen gültigen Coronatest aus den letzten 48 Stunden und einen grünen „Health Code“ vorzeigen konnten. Wer den Aufkleber trägt, darf dann frei das Gelände verlassen und wieder betreten – und braucht auch in Geschäften nicht noch einmal die Coronavirus-Freiheit nachzuweisen.
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