Wan-Hsin Liu von IfW Kiel im Interview: Omikron verschärft Lieferstörungen
Stillstand im Autosektor durch Halbleitermangel
Schafft Huawei-Klage einen Präzedenzfall?
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Liebe Leserin, lieber Leser,
wo Omikron sich ausbreitet, sind die Folgen für die globalen Lieferketten gravierend. Das erklärt Wan-Hsin Liu vom IfW Kiel im Gespräch mit Finn Mayer-Kuckuk. Besonders schlimm wird es, wenn die hochansteckende Virus-Variante tatsächlich in China Fuß fassen sollte. Fast zwei Drittel der weltweiten Zwischenprodukte kämen heute aus der Volksrepublik, so die Wirtschaftswissenschaftlerin. Die Lockdowns kommen schon jetzt so schockartig, dass sich die Unternehmen unmöglich darauf einstellen können. Für die Kommunistische Partei ist der Balanceakt zwischen Wachstum und Virus-Eindämmung überlebenswichtig. Sollte eines davon scheitern, steht die gesamte politische Stabilität auf dem Spiel.
Überlebenswichtig für die chinesische Wirtschaft ist momentan auch die Versorgung mit Halbleitern. Das Land kann noch immer keine Chips herstellen, die der Qualität aus Taiwan oder den USA das Wasser reichen. Selbstbewusst wie immer hat China sich vorgenommen, bereits 2024 17,4 Prozent der weltweiten Halbleiter zu produzieren. Als Pilotzone für das ambitionierte Ziel dient Shanghai. In der 26-Millionen-Einwohner-Metropole soll sich schon bald die gesamte Wertschöpfungskette für chinesische Computerchips konzentrieren. Dafür lockt die Lokalregierung großzügig mit Zuschüssen für Fabriken und Wohngeld für Fachkräfte. Binnen weniger Monate lasse sich der technologische Rückstand jedoch nicht aufholen, schreibt Christian Domke-Seidel in seiner Analyse zum Thema. Quantität ist eben nicht Qualität.
Der chinesische Telekommunikationsausrüster Huawei hat unterdessen vor einem internationalen Schiedsgericht Klage gegen Schweden eingereicht. Das skandinavische Land hatte Huawei vom Ausbau des heimischen 5G-Netzes ausgeschlossen. Das will Huawei sich nicht gefallen lassen. Gewinnt das Unternehmen aus Shenzhen vor Gericht, könnte das zum Präzedenzfall werden, wie Nico Beckert und Falk Steiner analysieren. Bis es zu einem Ergebnis kommt, könnten jedoch noch Jahre vergehen.
Ihr Fabian Peltsch
Interview
„Lieber hohe Kosten als Instabilität“
Wan-Hsin Liu ist Ökonomin am Kiel Institute for the World Economy
Die Lieferketten waren noch längst nicht wieder im Takt, da begann Omikron seine Ausbreitung rund um den Globus. In China drohen Schließungen von Fabriken und Häfen. Damit könnten in Deutschland erneut Waren und Teile fehlen. Ökonomin Wan-Hsin Liu vom IfW Kiel hat mit Finn Mayer-Kuckuk über die möglichen Folgen gesprochen.
Frau Dr. Liu, derzeit wächst die Angst, mit der Verbreitung der Omikron-Variante nach China hinein könnten die Lieferschwierigkeiteneine ganz neue Dimension annehmen. Der Handelsverband BGA und der BDI warnen bereits davor.
Diese Befürchtungen sind auf jeden Fall berechtigt. Wir müssen leider mit weiteren Störungen rechnen; die Unsicherheit nimmt jetzt schon zu. Solange die Pandemie nicht unter Kontrolle ist, werden die Lieferschwierigkeiten weltweit andauern. Probleme wird es überall dort verstärkt geben, wo Omikron sich ausbreitet. Und wenn das in China passiert, wird das besonders ausgeprägte Folgen für die globalen Lieferketten haben.
Warum?
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