- Corona-Maßnahmen stören Lieferketten und Produktion
- Methan-Emissionen machen Sorgen
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- Hongkonger Sicherheitschef will Lam nachfolgen
- BYD steigt aus dem Verbrenner aus
- London erlaubt Übernahme von Halbleiter-Fabrik
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Handlautsprecher waren in China schon vor der Pandemie beliebt, um Botschaften an die große Masse in Dauerschleife zu verkünden. Seit Beginn des Lockdowns in Shanghai hat das Internet aber eine beachtliche Sammlung von (echten und falschen) Videoclips mit mulmig im Gedächtnis bleibenden Lautsprecher-Einsätzen: Gruselig staksende Roboter-„Hunde“ mit angeklebten Megafon in komplett leeren Straßen. Oder Drohnen, ebenfalls mit Megafon, die aus dem dunklen Nachthimmel Menschen auf Balkonen und an Fenstern Folgendes verkünden: „Bitte halte dich an die Covid-Beschränkungen. Kontrolliere das Verlangen deiner Seele nach Freiheit.“
Die strenge Null-Covid-Politik der Pekinger Regierung zehrt eben an den Nerven der Bewohner:innen der Metropole – und wird zunehmend auch ein Problem für die Lieferketten und Produktion. Auch Fabriken in Jiangsu, das an Shanghai grenzt, spüren schmerzhaft den Lockdown, schreibt Christiane Kühl. Überregionale Transporte sind schwierig und der Frust bei ausländischen Unternehmen steigt. Neben den gestörten Abläufen seien die Reisebeschränkungen das Schlimmste, erklärten Vertreter der EU-Kammer und AHK unserer Autorin. Denn diese bedeuten: keine Fabrikbesuche, keine Geschäftstreffen und keine Reisen in die Heimat.
Neben der Corona-Pandemie bleibt auch das Thema Klimawandel aktuell: China stößt mehr Methan aus als alle anderen großen Industrienationen. Das Gas wird unter anderem beim Kohleabbau, aber auch beim Anbau von Reis freigesetzt und verändert das Klima ebenso massiv wie CO2. Einer internationalen Initiative zur Eindämmung der Methanfreisetzung hat Peking bereits eine Absage erteilt. Man wolle lieber an eigenen Plänen arbeiten. Ein besseres Methan-Management wäre hier ein guter Anfang, analysiert Ning Wang. Dann könnten die Chinesen das Gas sogar als zusätzliche Energiequelle nutzen.
Amelie Richter

Analyse
Null-Covid: Reiseprobleme und gestörte Lieferketten
Christiane Kühl
Firmen in ganz China leiden zunehmend unter den Omikron-Ausbrüchen im Land. Die strikten Null-Covid-Maßnahmen stören Lieferketten und Produktion. Mitarbeiter oder Logistiker können von einem Tag auf den anderen nicht mehr aufs Werksgelände. Oder sie dürfen plötzlich Stadt- oder Distriktgrenzen nicht mehr überschreiten. In Shanghai kommt die allgegenwärtige Angst vor einem positiven Coronatest und der damit einhergehenden Isolation in einem der riesigen Quarantänezentren der Stadt hinzu.
Einschränkungen gibt es inzwischen im ganzen Land. Überregionale Transporte sind schwierig, weil alle Gebiete umfahren werden müssen, die als „mittleres Risiko“ oder „hohes Risiko“ eingestuft sind. Durchquere ein Fahrer ein solches Gebiet, erzeuge der Health Code in seinem Smartphone automatisch ein Sternchen, erklärt Jens Hildebrandt, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Außenhandelskammer (AHK) für Nordchina. „Das bedeutet, der Fahrer würde dann am nächsten Ort – also dort, wo er von der Autobahn abfährt – mit Quarantäne rechnen müssen.“
Auch halten Covid-Tests bei Warensendungen den Transport auf. „Container sind teilweise wegen solchen Tests einen Monat länger im Hafen oder im Stau an der Grenze, etwa zwischen China und Kasachstan“, sagt Hildebrandt gegenüber China.Table. Die Empfänger der Ware – also beispielsweise eine deutsche Firma in China – müssten strikte Desinfektionsmaßnahmen einhalten. Dazu gehören die keimfreie Reinigung aller Transportboxen sowie regelmäßige Coronavirus-Tests des dafür zuständigen Personals. „Diese Regelung variiert von Provinz zu Provinz. In den letzten Wochen wurden die Prozesse besonders in den Provinzen Jiangsu und Shandong verschärft.“ Das desinfizierende Personal müsse sich dort getrennt von anderen Mitarbeitern halten. Ziel sei eine sogenannte „Closed Loop“, aus der keine Krankheitserreger herauskommen können. Ansonsten müsse die gesamte Warensendung beim Empfänger zehn Tage in Quarantäne.
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