China
Nachruf auf Abe + Verwirrung um Impfpflicht in Peking + Baidu-Auto
Liebe Leserin, lieber Leser,
es war eine noble Geste, dass Chinas Staatpräsident Xi Jinping nach dem tödlichen Attentat auf den früheren japanischen Regierungschef Shinzo Abe dem Land so schnell und offen kondolierte. Denn Abe wollte mit seiner rückwärtsgewandten Politik einen Schlussstrich unter Japans Verantwortung für die Verbrechen im Zweiten Weltkrieg ziehen. Damit hat er zu Recht viele Chinesen empört. Doch das war nur die eine Seite des rechtskonservativen Ex-Premiers.
Auf Abe ist auch zurückzuführen, dass sich das seit Jahrzehnten schwierige Verhältnis zwischen Japan und China zumindest wirtschaftlich entspannte, analysiert Michael Radunski in seinem Nachruf auf den Pragmatiker Abe. Und das in Zeiten einer sich immer weiter zuspitzenden Rivalität zwischen den Supermächten China und den USA. Abe gelang es, einerseits die Sicherheitsallianz mit den USA auszubauen, andererseits den Handel mit der Volksrepublik zu festigen – eine Gratwanderung, an der andere westliche Regierungen zu scheitern drohen. Xi wird diese Politik nicht uneingeschränkt zu schätzen wissen, Respekt vor Abe hat er schon.
Sehr viel schwer zu verstehen ist die Impfpolitik der Pekinger Stadtregierung. Erst kündigt sie eine Impfpflicht für bestimmte Bevölkerungsgruppen an, dann zieht sie diese Ankündigung wieder zurück – offenbar aufgrund massiver Proteste in den sozialen Medien. Ist das autoritäre China etwa doch bürgernäher als es den Anschein hat und hört gar auf Bedenken aus der Bevölkerung? Dieser Frage geht Finn Mayer-Kuckuk in seiner Analyse nach.
