- China schießt Raketen über Taiwan
- Lieferketten von Militärmanövern kaum betroffen
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- Handel mit Afrika soll wachsen
- Klimawandel: Temperaturen steigen schneller
- Alibaba überrascht mit starken Zahlen
- Im Portrait: Wu’er Kaixi – Dorn im Auge Pekings
wer mit Feuer spielt, sollte sich zumindest bemühen, fatale Fehler auszuschließen. Doch Chinas Militärmanöver um Taiwan bieten reichlich Raum für Missverständnisse. Das zeigten am Donnerstag fünf chinesische Raketen, die in Japans ausschließlicher Wirtschaftszone eingeschlagen sind. Die rechtliche Bedeutung dieser recht großen Zonen ist zwar umstritten. Es ist aber keinesfalls gute Form, Raketen in Richtung eines Nachbarn abzufeuern. Zumal Japan an der aktuellen Rangelei um Nancy Pelosi bisher gar nicht beteiligt war. Jetzt ist auch Tokio auf den Barrikaden.
Aus Taiwan berichtet für uns heute David Demes, wie die Manöver im Zentrum des Sturms ankommen und was die Regierung tut, um trotz der Machtdemonstration Chinas die Sicherheit der Insel zu schützen. Die taiwanischen Streitkräfte stehen vor einer Probe, die gute Nerven erfordert. Sie müssen dem Vorrücken der Volksbefreiungsarmee wo nötig Grenzen aufzeigen. Doch sie dürfen keinesfalls aggressiv handeln, weil dann die Katastrophe droht.
Wir haben uns zudem angesehen, was die großen Manöver für die Lieferketten bedeuten. Taiwan ist immerhin der weltweit größte Anbieter von Mikrochips. Stand Donnerstagabend geben die Experten jedoch Entwarnung. Frachtschiffe haben sich neue Routen gesucht oder verzögern ihre Durchfahrt einfach, bis der Spuk vorbei ist, schreibt Nico Beckert. Das könnte jedoch schnell anders werden, wenn China die Manöver noch ausweitet.
Im Nachgang zu Pelosis jetzt schon historischer Taiwan-Visite schauen wir noch einmal darauf, warum sie Wu’er Kaixi getroffen hat, einen Dissidenten von 1989, der auf der Insel im Exil lebt.
Finn Mayer-Kuckuk

Analyse
Militär schießt Raketen über Taipeh

David Demes
Kopfschüttelnd beobachtete Abigail Chou am Donnerstagmittag, wie mit Ferngläsern und Teleobjektiven ausgerüstete Touristen einen Blick auf die chinesischen Militärmanöver vor der taiwanischen Küste erhaschen wollten. „Sehr sonderbar“, findet das die 32-Jährige. „Die Leute müssten doch eigentlich wissen, dass sie von hier aus nichts sehen können.“ Zwar kommt man nirgendwo näher an die chinesischen Manöver heran als hier am südwestlichsten Zipfel der kleinen Insel Hsiao-Liu-Chiu (小琉球), einem beliebten Ausflugsziel vor der Küste der Hafenstadt Kaohsiung. Nur 9,5 Kilometer sind es von hier bis zur nächsten von China ausgewiesenen militärischen Sperrzone. Dennoch ist die Chance, auf dem offenen Meer etwas von den Schießübungen zu erblicken, ziemlich gering.
Die Vergeltungsaktion für den Taiwan-Besuch der US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi (China.Table berichtete) kam wie angekündigt mit viel militärischem Donner:
- Chinas schoss mehrere Raketen in die Gewässer um Taiwan – vier davon flogen über die Landmasse der Insel hinweg; fünf landeten in der ausschließlichen Wirtschaftszone Japans, die im Nordosten nahe an Taiwan grenzt;
- 22 Kampfjets überquerten die Median-Linie in der Mitte der Taiwan-Straße;
- 100 Flugzeuge, darunter Bomber, und zehn Kriegsschiffe kamen zum Einsatz;
- über den Kinmen-Inseln wurden vier chinesische Drohnen gesichtet, die Taiwan abgewehrt hat.
Besonders die Raketen sorgten für Aufmerksamkeit. China nannte die Raketentests einen vollen Erfolg und erklärte diesen Teil der Manöver am Nachmittag für beendet. Weitere Militärmanöver sollen noch bis Sonntagmittag Ortszeit stattfinden. In Taiwan blieb eine Panik ob der Raketentests allerdings aus. Dabei gingen die Raketentests über das Ausmaß der Militäroperationen während der vorigen größeren Krise in der Taiwan-Straße im Jahr 1996 hinaus, wie ein am Abend veröffentlichter Bericht des japanischen Verteidigungsministeriums zeigt.
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