- Michael Brand (CDU) zu Olympia und Humanität: „Peking geht mit äußerster Brutalität vor“
- Exklusive Umfrage: Deutsche wollen olympische Werte wahren + Eröffnungsfeier zieht Kritik auf sich
- Termine der kommenden Woche
- IfW-Veranstaltung: Ära der Bekämpfung von Ungleichheit
- Gericht lässt Urteile verschwinden
- VW erweitert Produktion von E-Autos
- Argentinien erhält chinesischen Reaktor
- Johnny Erling zur heutigen Jugend: Riesenbabys, Rebellen oder Nationalisten?
aus China kommt oft der Wunsch, nicht alles zu politisieren. Es fällt schwer, diesem Wunsch nachzukommen. Denn die Kommunistische Partei macht ihrerseits alles, was sie anfasst, zum Gegenstand eines Systemwettbewerbs. Das gilt auch für die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele, die heute um 20 Uhr chinesischer Zeit, 13 Uhr deutscher Zeit, beginnt. Unser Interesse als China.Table gilt daher auch und vor allem der Bedeutung dieser Spiele für die internationalen Beziehungen, und hier insbesondere zu Deutschland.
Die CDU ist inzwischen in der Opposition, doch sie hat bis vor kurzem für 16 Jahre durchgehend regiert. Wir haben den menschenrechtspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Fraktion nach seinen Ansichten zu den Spielen 2022 in China gefragt. Michael Brand zeigt in dem Gespräch keinerlei Zurückhaltung. Das IOC prostituiere sich für Geld und verrate damit die olympische Idee, sagt Brand. Er fordert auch jetzt noch einen diplomatischen Boykott der Spiele, weil schon die Vergabe an China ein Fehler gewesen sei. Wenn Werte keine Rolle mehr spielen, werden die Spiele „an die Wand gefahren“, glaubt Brand. Deutschland dürfe bei einem Genozid nicht wegsehen.
Wir haben in einer exklusiven Umfrage die Meinung der deutschen Bevölkerung zu diesem Thema durch das Meinungsforschungsinstitut Civey abfragen lassen. Das Ergebnis gibt Brand recht. Drei Viertel der Befragten finden es falsch, dass ein Land Austragungsort sein darf, in dem schwere Menschenrechtsverletzungen stattfinden. Auch von Bürgergruppen und anderen Organisationen schlägt den Spielen zur Eröffnungsfeier Kritik entgegen, schreibt Marcel Grzanna. Die angereisten Staatschefs kommen vor allem aus autoritär regierten Ländern.
Ein wenig Olympia-Stimmung kommt derweil immerhin in der Wintersportbranche auf. Es mögen zwar nicht ganz so viele Chinesen zu aktiven Skifahrern geworden sein, wie zuweilen behauptet. Doch Sportschulen und -ausrüster sehen in diesem Jahr einen ganz deutlichen Anstieg des Absatzes im Reich der Mitte. Zumindest das kommerzielle Versprechen der Spiele erfüllt sich hier zum Teil, schreiben unsere Peking-Korrespondenten. Wenn da nicht zugleich noch Corona wäre. Die Pandemie bremst das Geschäft.
Johnny Erling schreibt derweil über das Rätsel, das die heutige Jugend in China darstellt. Zwar ist es dem Propagandaapparat gelungen, die nach dem Jahr 2000 Geborenen mit Patriotismus einzufangen. Doch diese Generation ist zugleich sehr selbstbewusst und weltläufig. Ob sie Xi immer so brav folgt, wie dieser wohl derzeit hofft, muss sich noch zeigen.
Finn Mayer-Kuckuk

Interview
„Das IOC verrät die olympische Idee“

Herr Brand, schauen Sie sich die Übertragungen der Olympischen Winterspiele an?
Ich bin sportbegeistert und ich schaue gerne Olympische Spiele an. Aber mit der Vergabe an Peking haben die Spiele ihre Unschuld verloren. Das IOC verrät die olympische Idee. Ich jedenfalls werde mir die Inszenierung des chinesischen Regimes bei der Eröffnungsfeier nicht anschauen, das muss man sich wirklich nicht antun. Umso mehr drücke ich allen, vor allem den deutschen Sportlern, die Daumen und hoffe darauf, dass sie viel Freude und Erfolg haben werden.

Was konkret kritisieren Sie am Internationalen Olympischen Komitee?
- Geopolitik
- Menschenrechte
- Olympia
- Sport
- Xinjiang
Jetzt weiterlesen
… und 30 Tage kostenlos dieses Professional Briefing kennenlernen.
Sie sind bereits Gast am China.Table? Jetzt einloggen