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die Bundestagswahl ist gelaufen, das Endergebnis steht fest – aber alles andere ist offen. Wer wird neuer Bundeskanzler? Mit welcher Koalition? Christiane Kühl nimmt die Zwischenphase zum Anlass, um einen Blick zu werfen auf 16 Jahre China-Politik von Angela Merkel. In ihrer Analyse geht es um eine gewisse Nähe im Denken, um das frühe Interesse an einer aufsteigenden Weltmacht, aber auch um die Wünsche der deutschen Wirtschaft.
Auch in Peking war Angela Merkel am Montag Thema. Sie habe immer großen Wert auf den Ausbau der Beziehungen zwischen China und Deutschland gelegt, hieß es in der Pressekonferenz des chinesischen Außenministeriums. „China weiß dies sehr zu schätzen“, sagte Außenamtssprecherin Hua Chunying. Nun hoffe und erwarte man, dass die neue deutsche Regierung diese ausgewogene China-Politik fortsetze.
Derweil haben die Universal Studios am Rande Pekings ihren weltgrößten Vergnügungspark eröffnet. Von Harry Potter über die Minions bis zu den Transformers kann man Amerikas Softpower in Reinform bestaunen. Innerhalb einer Minute waren alle Eintrittskarten ausverkauft. Offensichtlich hat Peking nichts gegen westlichen Einfluss, solange China gut daran verdient. Denn der Park ist nur eine Seite der Medaille. Frank Sieren zeigt in seiner Analyse, wie Amerikas Filmstudios inzwischen nach Pekings Pfeife tanzen muss, um überhaupt noch Zugang zu dem riesigen Markt zu erhalten.
Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht
Michael Radunski

Analyse
Merkel: Zeugin des Aufstiegs einer Großmacht

Christiane Kühl
Im Sommer 2005 begann das politische China, sich mit der deutschen Kanzlerkandidatin zu beschäftigen. Damals war Angela Merkel in Peking eine Unbekannte. Sie war 1997 einmal als Umweltministerin unter dem damaligen Kanzler Helmut Kohl im Land gewesen, hatte aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Frage in Peking war also: Was würde die CDU anders machen als SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder? Dieser galt als wirtschafts- und chinafreundlich; er hatte sich unter anderem für eine Aufhebung des nach dem Tiananmen-Massaker von 1989 verhängten Waffenembargos der EU eingesetzt. Merkel hingegen sah im April 2005 im Bundestag keine Anzeichen dafür, dass entsprechende Voraussetzungen gegeben wären.
Das Waffenembargo gilt bis heute. Ansonsten erfüllte Angela Merkel Befürchtungen Pekings nach einem gewaltigen Schwenk nicht. Zwar setzte sie sich hinter den Kulissen etwas mehr für Menschenrechte und die Zivilgesellschaft in China ein als Schröder, der diese Themen weitgehend seinem Außenminister Joschka Fischer überlassen hatte. Aber auch Merkel hatte stets die Interessen der deutschen Wirtschaft im Blick. Wie Schröder reiste sie jedes Jahr nach China und hatte stets viele Firmenvertreter in ihrer Delegation. Und auch sie zollte China für seine rasante Entwicklung Respekt.
Angela Merkel – in China bekannt unter dem Namen 默克尔 Mo Ke Er – besaß zudem eine große Neugier auf das Land und die völlig andere Art, Dinge anzugehen. Daher reiste sie bei ihren Staatsbesuchen von Peking aus immer auch weiter Chinas Provinzen, etwa nach Jiangsu, Hubei, Anhui oder Guangdong. Auch zeigte Merkel ein gewisses Verständnis für die administrativen Schwierigkeiten, ein so großes und diverses Land zu regieren. Bei Hintergrundgesprächen diskutierte sie mit Journalisten auch mal darüber, wie viel Demokratie in China möglich sei. Und teilte scharfsinnige Beobachtungen, die nicht zitierbar waren.
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