Stephen Roach: China verliert durch Entkopplung am meisten
Portrait: Sascha Pallenberg lebt „am Nabel der IT-Welt“
Liebe Leserin, lieber Leser,
ein Vierteljahrhundert war die A-Klasse, ein wichtiges Standbein der Marke Mercedes-Benz. Damit ist bald Schluss. 2025 soll der Kompaktwagen aus dem Programm genommen werden. Der Grund: Marge geht künftig vor Menge. Und Modelle der Premiumklasse bringen mehr Marge als Mittelklassewagen. Das gilt auch für den chinesischen Markt, wo der Stuttgarter Autobauer mehr Luxus explizit als zentrale Säule seiner China-Strategie erkoren hat. Christian Domke Seidel hat sich die Pläne angeschaut.
Obwohl nicht zuletzt moderne Autos ohne Mikrochips nicht mehr auskommen, sind die Europäer in der Halbleiter-Industrie weit abgeschlagen. Nur ein Bruchteil der weltweit verbauten Mikrochipskommt aus Europa. Nach Umsatz ist der Anteil sogar so klein, dass er in der Statistik unter „Sonstige“ verschwindet. Die USA tauchen immerhin mit einem einstelligen Prozentbetrag auf. Kurz gesagt: Fast alle Chips kommen aus Asien. Kein Wunder, dass Joe Biden die Initiative ergriffen hat und den Wiederaufbau einer amerikanischen Halbleiterindustrie herbei subventioniert. Und die EU? Hat zwar auch eine Initiative gestartet, die durchaus erste Erfolge zeigt.
Doch es wird noch Jahre dauern, bis wieder mehr Halbleiterbausteine aus einheimischer Herstellung kommen. Bis dahin bleibt nur zu hoffen, dass geopolitisch nicht noch mehr schiefgeht. Sonst bleiben in der deutschen Industrie, der Grundlage unseres Wohlstands, die Bänder stehen. Das Drama um die russischen Energieträger könnte sich hier in verschärfter Form wiederholen.
Viele Erkenntnisse beim Lesen!
Ihr
Felix Lee
Analyse
Daimler zwischen E-Mobilität und Luxus
Der neue EQT: Daimler will mehr Fahrzeuge im Top-End-Bereich verkaufen. In China kommt diese Strategie gut an.
Mercedes möchte luxuriöser werden, seine Gewinnmargen erhöhen und die Elektromobilität ausbauen. Ob all das gleichzeitig gelingen kann, hängt auch vom Schlüsselmarkt China ab.
Mercedes lernt gerade beide Seiten der Krise kennen. Einerseits sanken im ersten Halbjahr die Auslieferungen insgesamt um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dieses Minus verteilt sich auf einen Rückgang um 25 Prozent in China (auf 163.700 Stück) und zehn Prozent in Europa (auf 154.300 Stück). Hintergrund ist der viel zitierte Chipmangel. Die Lieferketten sind gestört, und die Produktion kann die Nachfrage nicht bedienen. Weder in Europa noch in China. Auf einzelne Modelle wie die eher anachronistische G-Klasse oder das Elektroflaggschiff EQS muss man schon jetzt mehrere Jahre warten.
Das führt aber andererseits dazu, dass Mercedes kräftig an der Preisschraube dreht. Zwar liefert die Marke weniger Fahrzeuge aus, doch die Rendite stimmt. Beispiel erstes Quartal: Dem Rückgang beim Absatz von zehn Prozent steht eine Steigerung des Betriebsgewinns um 20 Prozent gegenüber.
Mit diesem Erfolg ist Mercedes nicht allein. 2021 war das beste Jahr in der Geschichte des Dax. Und 2022 soll – trotz Coronapandemie, Inflation und Ukraine-Krieg – noch besser werden. Insgesamt 132 Milliarden Euro Gewinn sind eingeplant.
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