- Alibaba-Gründer beugt sich politischem Druck
- Kredite nach Kambodscha irritieren die Bundesregierung
- Botschafter Wu will mit Attacken beschwichtigen
- EU fürchtet chinesische Einmischung in den Wahlkampf
- Taiwans Beziehungen zu Paraguay in Gefahr
- Computer prophezeit Scheitern einer Taiwan-Invasion
- Hongkonger Sportverbände unter Druck
- Standpunkt: Abhängigkeiten nicht überbetonen
es ist gar nicht allzu lange her, da besuchte ich die Firmenzentrale von Alibaba in Hangzhou. Stolz wurden dem ausländischen Journalisten die Errungenschaften, die aktuellen Projekte und die Ideen für die Zukunft präsentiert. Es war beeindruckend, der Erfolg von Alibaba mit all seinen Unterfirmen wie beispielsweise Ant Financial. Und in fast jedem Satz fiel ein Name: Jack Ma. Hinter jedem Erfolg, hinter jeder Innovation bei Alibaba steckte vermeintlich der Firmengründer und Chef persönlich.
Doch all das erscheint, wie aus einer völlig anderen Zeit: Jack Ma hat dieser Tage seinen kompletten Rückzug aus dem Firmengeflecht bekannt gegeben. Und was bei meinem Besuch einem Untergang des Firmenimperiums gleich gekommen wäre, gilt heute als Befreiungsschlag. Xi Jinping hat den einstigen Superstar der Technikbranche auf das Abstellgleis geschickt. Finn Mayer-Kuckuk zeigt in seiner Analyse, wie Ma zu einem der prominentesten Opfer der Xi-Doktrin wurde – und warum das auch deutschen Investoren zu denken geben sollte.
In unserer zweiten Analyse widmen wir uns der von China dominierten Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank. Sie will sich nur allzu gern als seriöse Alternative zu bestehenden Finanz-Institutionen etablieren, vor allem als Gegenstück zur US-geführten Weltbank. Damit das gelingt, wirbt die AIIB mit ihren hohen Standards bei der Kreditvergabe. Mit Erfolg: Auch Deutschland ist Mitglied bei der AIIB und besitzt nach China, Russland und Indien mit rund vier Prozent die größten Stimmrechte.
Marcel Grzanna hat sich die vermeintlich hohen Standards in einem konkreten Fall in Kambodscha angeschaut – und muss feststellen: In der Praxis werden die vermeintlich hohen AIIB-Standards erstaunlich flexibel ausgelegt. Auch die deutsche Regierung will nun den Vorwürfen nachgehen.
Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht
Michael Radunski

Analyse
Die Partei hat Jack Ma politisch gebrochen

Jack Ma befindet sich laut Sozialmedien auf Besuch in Thailand, nachdem Reporter zuletzt Tokio als seinen Wohnort ausgemacht haben. Er hält sich also in den Nachbarländern auf – nicht in China. In Tokio beschäftigt er sich offenbar mit dem Sammeln von Kunst und verbringt viel Zeit im Yachtclub oder auf seinem Schiff. Ma hält sich von Alibaba auffällig fern – von dem Unternehmen, das er gegründet hat und für das er stand.

Sein Verhalten passt zu Jack Mas formalem Rückzug aus der Kontrolle über die Ant Group, dem Finanzarm von Alibaba (China.Table berichtete). Seit einer kritischen Rede in Shanghai im Oktober 2020 hat der Staat ihm und seinen Firmen das Leben schwer gemacht. Um Jack Ma wurde es still. Im Dezember hatte er sich sogar vom Präsidentenamt des Firmengründer-Verbandes der Provinz Zhejiang zurückgezogen. Dabei wäre er mit 59 Jahren jung genug, um weiter Impulse zu geben oder seine Firmen aktiv zu führen.
Von der Politik aus dem eigenen Unternehmen gedrängt
Mas Rückzug aus dem Wirtschaftsleben deutet darauf hin, dass sein Name in China heute eine Belastung fürs Geschäft ist. Ant steuert derzeit im zweiten Anlauf auf einen Börsengang zu – und das klappt offenbar ohne Ma besser als mit ihm. Zur Zeit des Alibaba-Börsengangs in New York im Jahr 2014 war das noch ganz anders. Der weltgewandte, originelle Ma war damals Garant für den internationalen Erfolg.
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