- Sinologin Marina Rudyak zu den Mühen Chinas in Afrika
- Hongkongs Isolation schadet der Finanzbranche
- EU streckt Fühler nach Taiwan aus
- US-Vorstoß für größere Rolle Taiwans bei der Uno
- Xi kündigt mehr Hightech-Waffen an
- Jetzt auch noch Diesel-Mangel
- USA trennen China Telecom vom Netz
- Portrait des Hornisten Han Xiao-Ming
in Afrika hat China schon Entwicklungshilfe geleistet, als es selbst noch arm war. Jetzt ist China reich und leistet sich ein entsprechend üppig ausgestattetes Engagement. Europa kann da nicht mithalten. Denn europäische Hilfe ist an zahlreiche Standards gebunden – und es steht bei weitem nicht so viel Geld zur Verfügung. Die EU-Länder haben zwar Gegenprojekte zur Seidenstraßeninitiative angeschoben. Doch sie „erwecken den Eindruck, es gehe mehr darum, das eigene China-Problem zu lösen, als die Infrastruktur-Probleme Afrikas“, sagt unsere Gesprächspartnerin Marina Rudyak. Die Expertin für Chinas Außenbeziehungen erklärt vor dem China-Afrika-Gipfel die wahren Motive Pekings.
Die oft erzählte Geschichte vom hinterhältigen China, das kleinere Länder mit Geld ködert und in die Falle lockt, ist Rudyak zufolge ein Mythos. Tatsächlich wächst in China umgekehrt die Angst davor, in eine „Gläubigerfalle“ zu geraten. Doch man sollte sich nicht täuschen: Die Strategen in Peking agieren streng machtpolitisch, wenn sie die Kredite vergeben. Unterm Strich nützt den Ländern des Globalen Südens jedoch die Aufmerksamkeit, die sie von der Wirtschaftsmacht erhalten.
Während China die Offenheit gegenüber Afrika zelebriert, riegelt es seine Finanzmetropole Hongkong systematisch ab. Corona gilt dabei zunehmend als Vorwand, die Stadt für ihre Demokratieproteste zu strafen. Denn schon einzelne Fälle lösen drakonische Verschärfungen der Isolation aus. Darunter leidet das wirtschaftliche Herz der Stadt: der Finanzsektor.
Die chinesischen Drohungen gegenüber Taiwan lösen inzwischen verschiedene Initiativen in westlichen Ländern aus. EU-Parlamentarier planen eine Reise nach Taipeh, während Taiwans Außenminister nach Prag eingeladen war. Die USA haben einen Vorstoß gestartet, um Taiwan wieder eine größere Rolle bei der Uno zu geben. Die Regierung in Taipeh freut sich zwar über die ideelle Unterstützung – doch es gibt einen Wermutstropfen: Die Initiativen sind alle nicht koordiniert und bleiben dadurch Stückwerk.
Finn Mayer-Kuckuk

Interview
„Europäische Integration“ als Europas Unique Selling Point in Afrika

Frau Rudyak, was erwarten Sie von dem Forum on China-Africa Cooperation (FOCAC) in Hinblick auf finanzielle Zusagen Chinas gegenüber afrikanischen Staaten?
Ich denke, wir werden keine Steigerung bei den Kreditzusagen Chinas an afrikanische Länder sehen. Bis 2015 hat China bei den FOCAC-Gipfeln zwar jedes Mal seine Zusagen erhöht, aber seit 2018 stagnieren sie. Damals sagte China zwar den gleichen Wert wie 2015 zu. Das waren 60 Milliarden US-Dollar an Krediten und Investitionen über drei Jahre. Aber der Anteil an Schenkungen und zinsfreien Darlehen war geringer als in 2015. Das Paket wurde für die Empfänger also insgesamt teurer.
Auch die Kreditverhandlungen sind seit 2018 strenger geworden. Ich gehe zugleich nicht davon aus, dass die Zusagen diesmal nominell weniger werden. Das würde nicht zu der außenpolitischen Rhetorik Chinas passen, Afrika bei der Überwindung der COVID-19 Pandemie zu helfen. Aber die Struktur der Zusagen könnte sich maßgeblich ändern.
- Afrika
- DR Kongo
- FOCAC
- Handel
- Kredite
- Neue Seidenstraße
- Rohstoffe
Jetzt weiterlesen
… und 30 Tage kostenlos dieses Professional Briefing kennenlernen.
Sie sind bereits Gast am China.Table? Jetzt einloggen