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Porträt: Dr. Beate Lindemann – Brückenbauerin nach China
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Druck, die explodierenden Infektionszahlen in den Griff zu bekommen, lastet offenbar schwer auf den Verantwortlichen in Shanghai. Die Stadt hat den Lockdown vorerst verlängert. Eine Shanghaierin berichtet uns, wie es den Bürgern damit geht: Einerseits herrsche Chaos, da sich in vielen Bereichen des täglichen Lebens widersprüchliche Regeln etabliert haben, erzählt die 28-Jährige im Gespräch mit China.Table. Andererseits glauben viele, es gebe keine Alternative zur Zero-Covid-Strategie. Die Sorge gilt nun eher anderen chinesischen Städten. Wenn das wohlhabende, effiziente Shanghai es nicht schaffe, das Virus einzudämmen, seien ihm andere Städte hilflos ausgeliefert.
Die Bilder aus Butscha treiben derzeit die europäische Politik. Sie haben zur Ausweisung russischer Diplomaten geführt und Forderungen nach einem Kohle-Importstopp laut werden lassen. China sieht die Welt jedoch, wie so oft, anders. Die gelenkten chinesischen Medien ignorieren die Berichte von den Gräueltaten – oder sie folgen der russischen Version. Das spricht gegen den Anschein von Neutralität zwischen Ukraine und Russland, den China sich zuweilen gerne geben möchte, analysiert David Demes.
Ihr
Fabian Peltsch
Analyse
„Wir müssen jetzt alle Opfer bringen“: Erfahrungsbericht aus Shanghai
Der Lockdown in Shanghai wurde auf unbestimmte Zeit verlängert. „Shanghais Straßen sind zum ersten Mal komplett menschenleer. Eine beängstigende Szenerie“, sagt Zhang Xinran. Die 28-jährige Mitarbeiterin einer Werbeagentur berichtet von chaotischen Zuständen innerhalb der Wohnkomplexe, erklärt aber auch, dass die Bevölkerung weiter hinter der Zero-Covid-Politik der Regierung steht. China.Table gibt hier ihre Erfahrungen wider.
Ich lebe im Distrikt Puxi. In meinem Gebäude gab es bereits einen positiven Fall. Ich bin jetzt fast eine Woche ununterbrochen zu Hause. Es ist langweilig, ich würde gerne wieder raus, zur Arbeit oder etwas unternehmen. Aber das sind natürlich Luxusprobleme, wenn man an all die Menschen denkt, die sich infiziert haben und jetzt in speziellen Isolationszentren sind. Shanghais Straßen sind zum ersten Mal komplett menschenleer. Die Medien zeigen Drohnenvideos von berühmten Orten wie dem Bund und der Nanjing East Road. Eine beängstigende Szenerie.
Ich war jedoch nicht überrascht, dass die Regierung einen Lockdown über Shanghai verhängt hat, denn das Coronavirus hatte sich immer weiter ausgebreitet. Dass er nun auf unbestimmte Zeit verlängert wurde, fühlt sich für mich wie ein gradueller Prozess an. Wir haben alle noch die Bilder von Wuhan im Kopf, deswegen wissen wir, welche Art von Kontrollmaßnahmen auf uns zukommen.
Eines der größten Probleme im Alltag ist, dass wir uns nun komplett auf die Nachbarschaftskommitees verlassen müssen. Diese Menschen sind meistens älter und haben noch nie so viele Aufgaben auf einmal koordinieren müssen. Sie müssen die Gebäude managen und zum Beispiel entscheiden, was mit Essenslieferungen passiert und wie man mit infizierten Personen umgeht. Jeder hat seine eigene Art, Dinge zu regeln, wodurch es immer wieder zu unerwarteten und chaotischen Situationen kommt. Sie haben keine Schulungen für Extremsituationen bekommen wie Soldaten der Volksbefreiungsarmee.
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