Politologe Li Mingjian zum richtigen Umgang mit China
Peking regelt den Datenschutz neu
Great Wall kauft Daimler-Fabrik in Südamerika
Konkurrenz aus China wächst
Hindernisse für Halbleiter-Sparte von BYD
Arbeitsrechte-Dienstleister Verité herausgeworfen
Li Keqiang will Flut-Verantwortliche hart strafen
Im Portrait: Nicholas Burns, neuer US-Botschafter
Zur Sprache – 白菜价 báicàijià – „Chinakohlpreise“
Liebe Leserin, lieber Leser,
die menschliche und außenpolitische Katastrophe in Afghanistan hat die Sicht auf die USA abermals verändert. Während alles, was unter Donald Trump geschah, als Ausreißer gelten konnte, müssen wir die Ereignisse unter Joe Biden als Normalbetrieb ernst nehmen. Im Interview mit dem China.Table legt der renommierte Politikwissenschaftler Li Mingjian aus Singapur dar, wie sich das Verhältnis zwischen den USA und China nun weiterentwickeln könnte. Eigentlich wollten die USA mit dem Truppenabzug ihre Glaubwürdigkeit stärken, doch kurzfristig ist erst einmal das Gegenteil geschehen, sagt Li.
Der erfahrene Politikbeobachter rät dazu, Kritik an China so auszudrücken, dass sie im Inland auch gehört wird. Völkermord-Vorwürfe entsprechen eben nicht dem Selbstbild und führen zu kompletter Ablehnung des Gesagten. Allerdings ist China derzeit auch übertrieben empfindlich. „Die Staatsmedien reagieren jedoch auf jede Kleinigkeit und wollen sicherstellen, dass der Rest der Welt der chinesischen Position voll und ganz zustimmt“, klagt Li. Klar, dass das nicht funktionieren kann. Das offizielle China brauche ein dickeres Fell, wenn es international mitspielen wolle. Auf traditionelle US-Verbündete wie Deutschland kommen derweil harte Entscheidungen zu. China will Normen setzen und zwinge seine Wirtschaftspartner, mitzuziehen.
Auch im Datenschutz setzt das Land derzeit neue Standards. Am Freitag hat der Volkskongress das PIPL verabschiedet, das neue Gesetz zum Umgang mit personenbezogenen Daten. Ning Wang ordnet das ein, was über die Auswirkungen des Gesetzes nach derzeitigem Stand bekannt ist.
Einen guten Start in die Woche wünscht
Ihr Finn Mayer-Kuckuk
Interview
„Es kommt eine Phase des kalten Friedens zwischen USA und China“
Li Mingjiang von der Rajaratnam School of International Studies (RSIS) in Singapur
Li Mingjiang ist einer der führenden Experten für das chinesisch-amerikanische Verhältnis. Im Interview mit China.Table äußert er sich pessimistisch: Das Verhältnis der beiden Großmächte werde sich in den kommenden Jahren nicht entspannen. Li sieht zwar viele Ansätze, wie beide Seiten die Atmosphäre verbessern könnten. Die USA überschätzen aber derzeit ihren Einfluss auf China. Denn dort regiert die KP mit hoher Legitimation. Mit Li Mingjiang sprach Marcel Grzanna.
Li Mingjiang, Sie beschäftigen sich seit anderthalb Jahrzehnten mit den Beziehungen zwischen den USA und China. Hätten Sie vor fünfzehn Jahren solche Spannungen vorhergesagt, wie wir sie derzeit erleben?
Nein, vor fünfzehn Jahren waren die Beziehungen recht stabil und kooperativ. Nur wenige Analysten hatten einen so schnellen Anstieg der Spannungen vorhergesagt, auch weil der schnelle und robuste Aufstieg Chinas überrascht hat. Und viele Amerikaner hatten damals nicht damit gerechnet, dass die Volksrepublik heute eine so große Herausforderung oder gar Bedrohung für die USA sein würde.
Was trug zum Anstieg der Spannungen bei?
EU
Geopolitik
Indopazifik
KP China
Menschenrechte
Taiwan
USA
Xinjiang
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