- Realeinkommen in China leiden unter dem Lockdown
- Pekings Absichten hinter den Konventionen gegen Zwangsarbeit
- Ifo: Lockdown trifft bald deutsche Unternehmen
- Hamsterkäufe in Peking nach steigenden Corona-Zahlen
- Zwangsarbeit: EU-Gesetzentwurf für Herbst erwartet
- Billige Kohle gegen Konjunktur-Schwäche
- EU und USA kritisieren China wegen Desinformation in Ukraine-Krieg
- Jorge Toledo Albiñana soll EU-Botschafter werden
- Standpunkt: Unsere Angst vor Bestrafung durch China
- Im Portrait: Ulrich Ackermann – Krisenberater des VDMA
in Peking wächst die Unruhe. Auch am Montag steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen weiter, im östlichen Bezirk Chaoyang werden Massentests durchgeführt, erste Wohnblöcke abgeriegelt. Es kommt zu Hamsterkäufen und leeren Regalen in den Supermärkten. Die Menschen fürchten einen Lockdown wie in Shanghai. In unseren News lesen Sie, warum selbst die städtischen Behörden vor „düsteren Zeiten“ für Chinas Hauptstadt warnen.
Und während Chinas Staatspräsident Xi Jinping eisern an seiner Null-Covid-Strategie festhält, müssen andere die Zeche zahlen: für die unzähligen Coronatests jeden Tag, für Kontrollen in Wohnsiedlungen, an Straßenecken, Bezirks- und Stadtgrenzen oder für den Bau ganzer Isolierstationen. Ganz zu schweigen von ausbleibenden Einnahmen und Steuerzahlungen: Allein Shanghai steht für 3,8 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts. Christiane Kühl hat sich angeschaut, wie hoch schon jetzt die Gesamtkosten der chinesischen Zero-Covid-Politik sind und welche Branchen besonders unter den rigiden Vorgaben der Führung in Peking leiden.
In unserer zweiten Analyse werfen wir einen Blick auf die Konventionen gegen Zwangsarbeit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Peking hatte diese relativ überraschend in der vergangenen Woche ratifiziert. Beobachter sind sich leider jetzt schon sicher: Einen nachhaltig positiven Effekt auf die Arbeiter vor Ort wird das nicht haben.
Zu guter Letzt möchte ich Sie noch auf unseren heutigen Standpunkt von Stefan Sack aufmerksam machen. Der frühere Vize-Präsident der Europäischen Handelskammer in Shanghai blickt auf die Idee „Wandel durch Handel“ und kommt zu dem Schluss: Der Ansatz ist aufgegangen – nur nicht so, wie es sich der Westen erhofft habe. Es sei der Westen, der sich den chinesischen Befindlichkeiten anpasse. Und Sack fordert ein Umdenken.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
Amelie Richter

Analyse
Null-Covid belastet Binnenhandel und Logistik

Christiane Kühl
Zehntausende Betten für Isolierstationen, regelmäßige Coronatests für 25 Millionen Menschen, Barrieren, Kontrollen – und dazu noch entgangene Steuereinnahmen durch all die Geschäftsschließungen: Die Kosten der Null-Covid-Politik für Chinas Kommunen sind immens. In Shanghai geht es derzeit nur in ganz wenigen Wirtschaftszweigen halbwegs produktiv zu. Im Hafen etwa, an der Börse – oder bei Online-Lieferdiensten für Nahrungsmittel. Allein ein Monat Lockdown werde einem Bericht der South China Morning Post zufolge Shanghais aggregiertes Realeinkommen um 2,7 Prozent reduzieren.
Die Zeitung zitiert zudem ein Papier von Forschenden der Universitäten Tsinghua und Zhejiang sowie der Chinese University of Hong Kong und der US-Universität Princeton, wonach Chinas Null-Covid-Politik das Land wohl mindestens 46 Milliarden US-Dollar pro Monat kosten werde – an verlorener Wirtschaftsleistung. Das entspräche etwa 3,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, so die Studie. Die März-Produktion mancher Industriegüter ging im Vergleich zum Vorjahresmonat dramatisch zurück: Die Rohstahlproduktion sank um 6,4 Prozent, die Automobil-Fertigung um 4,9 Prozent. Gebeutelt sind außerdem der Konsumsektor, Dienstleistungen und das fragmentierte Logistikgewerbe.
Derweil nimmt die Zahl der Städte mit Coronavirus-Beschränkungen weiter zu. Bis zum 11. April hatten 87 der 100 größten Städte Chinas irgendeine Form von Bewegungsbeschränkungen verhängt, so die Wirtschaftsexperten von Gavekal Dragonomics. Die Beschränkungen variieren von „wer eine Stadt betreten oder verlassen darf“ bis hin zu vollständigen Lockdowns wie in Shanghai. Nur in 13 der 100 größten Städte des Landes gäbe es aktuell gar keine Einschränkungen.
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