China
Klimakrise + Korruption
Liebe Leserin, lieber Leser,
in unserem heutigen Porträt spricht der Merics-Forscher Nis Grünberg von der damals noch abstrakten Vorstellung im Jahr 2004, wie eine zukünftige Welt aussehen würde, in der China eine globale Wirtschaftsmacht ist. 18 Jahre später nimmt diese Vorstellung konkrete Formen an. Politisch kristallisieren sich im Sog wachsender chinesischer Bedeutung immer scharfkantigere Konfliktlinien heraus. Diese haben das Potenzial, Wunden aufzureißen, an denen der Weltfriede zugrunde gehen könnte.
Und dennoch sind in dieser Gemengelage die Regierungen dazu verdammt, eng zusammenzuarbeiten. Nämlich, wenn es um den Kampf gegen die Erderwärmung geht. Kippt das Klima über den kritischen Punkt, gibt es sowieso nur noch Verlierer. Und doch wird taktiert und abgewartet, um zu sehen, welchen Preis in Form eines sinkenden Wirtschaftswachstums die anderen bereit sind zu zahlen.
In China hat das Taktieren noch eine besondere Dimension, weil die Regierung dringender als anderswo Wachstum mit Umwelt- und Klimaschutz vereinbaren muss, wie Nico Beckert berichtet. Wird das Wachstum zu sehr eingebremst, bedroht ein soziales Auseinanderdriften die Herrschaft der KP. Wird weiterhin zu viel CO2 in die Luft gejagt, erhitzt sich das Klima noch stärker. Durch Extremwetter wie Hitzewellen, Überflutungen und Dürren würde China um seine Lebensgrundlagen beraubt. Ohne ausreichende Ernten ginge die Bevölkerung auf die Barrikaden, weil die Regierung die Menschen nicht vor dem Unheil bewahrt hätte.
