nach dem Weihnachtsfest und vor dem Jahreswechsel befinden wir uns „zwischen den Jahren“. Ein guter Zeitpunkt, um zu reflektieren und zu bewerten, welche Veränderungen das zurückliegende Jahr gebracht hat. Klaus Mühlhahn blickt im Interview mit Finn Mayer-Kuckuk auf die Beziehungen mit China im Jahr 2021 zurück und hebt dabei vor allem die neue Vorgehensweise in der Handelspolitik hervor. China beginne, Lieferketten als politisches Instrument einzusetzen. Gerade in der Außenwirtschaftspolitik Chinas werde die Handschrift von Xi Jinping immer deutlicher. Chinas Präsident sei ein kluger Stratege, so Mühlhahn, aber eben auch ein sehr ambitionierter Machtmensch. Entsprechend sorgenvoll blickt der Sinologe auf das anstehende Jahr. Mühlhahn warnt vor einer „epistemischen Herausforderung“. Was er damit meint – und wie wir damit umgehen sollten, lesen Sie im heutigen Interview.
„Zwischen den Jahren“ kennt man in China nicht. Weihnachten wird nur in Shoppingmalls gefeiert und der Jahreswechsel steht erst Anfang Februar an. Doch keine Sorge, im Bereich News halten wir Sie sowohl über Huaweis Autopläne, den Disput zwischen Litauen und China wie auch über Japans Absage für Olympia auf dem Laufenden.
Zu guter Letzt möchte ich Sie noch auf unser heutiges Portrait hinweisen. Es handelt von Ma Xingrui, der zum neuen Parteichef für Xinjiang ernannt wurde. Es ist eine Entscheidung, die weit über die Provinz im Nordwesten Chinas hinausreichen könnte: Denn wer sich in Xinjiang bewährt, hat Chancen, weit in die nationale Führungsspitze aufzusteigen.
Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht
Ihr Michael Radunski
Interview
„Die alten Regeln gelten nicht mehr“
Sinologe Klaus Mühlhahn ist Präsident der Zeppelin Universität
Was hat sich 2021 verändert, was bringt 2022? Der Konflikt um den Autozulieferer Continental zeigt, wie streitlustig China inzwischen agiert. Der Sinologe Klaus Mühlhahn erklärt im Gespräch mit China.Table, warum sich an der gereizten Stimmung vorerst nichts ändern wird und warnt vor einem Mangel an verlässlicher Information über China. Dies könne zu folgenschweren Fehleinschätzungen führen, zumal der direkte Draht nach Peking fehle. Mit Mühlhahn sprach Finn Mayer-Kuckuk.
Der Fall Continental bewegt derzeit die Gemüter. Erstmals greift China die Autoindustrie seines Partnerlandes Deutschland an. Was sagt uns das?
Tatsächlich deutet sich hier eine neue Vorgehensweise in der Handelspolitik an. China beginnt jetzt ebenfalls, die Lieferketten als politisches Instrument einzusetzen. Güter mit Vorprodukten aus Litauen sollen als solche gekennzeichnet werden, und dann dürften solche Produkte nicht mehr nach China verkauft werden. Diese politische Instrumentalisierung der Lieferketten ist zuerst von Donald Trump im großen Maßstab eingesetzt worden. Neu ist aber nun, dass China diese Praxis aufgreift. China will sein wirtschaftliches Gewicht auch politisch nutzen.
Zugleich sieht es so aus, als nehme die Berechenbarkeit des Verhaltens auf allen Seiten ab.
China Strategie 2022
Geopolitik
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