China
Jörg Wuttke im Interview + Kanzlerreise + Wo ist Hu?
Liebe Leserin, lieber Leser,
es ist eine Frage, die nach dem 20. Parteikongress nicht nur die deutsche Wirtschaft umtreibt: Geht der China-Boom in Xi Jinpings dritter Amtszeit seinem Ende entgegen? Jörg Wuttke, Präsident der EU-Handelskammer in China, sieht Xis Prioritäten bei Machterhalt und Stabilität auf Kosten von Innovation und Marktwirtschaft. Im Gespräch mit Frank Sieren erläutert Wuttke die komplexe Lage, in der wir uns befinden. Zwar können die Unternehmen weiter gute Geschäfte machen, vor allem im herstellenden Gewerbe. Doch die zunehmende Rivalität mit China macht ihnen das Leben schwer – zumal die Führung sie für das Handeln ihrer Regierungen abstraft. Daher hält Wuttke die anstehende China-Reise von Olaf Scholz für "sinnvoll und extrem wichtig". Wie einst von Merkel vorgemacht, könne man vieles unter vier Augen viel besser besprechen als in großer Runde – "gerade auch die unangenehmen Themen."
Volker Stanzel wiederum sieht Scholz' China-Besuch und Deutschlands Wirtschaftschancen in der Volksrepublik weniger optimistisch. In einem Gastbeitrag für China.Table erklärt der ehemalige deutsche Botschafter in Peking, dass "jenes Gewinnspiel namens Wandel durch Handel“ vorüber ist. Scholz könne gegenüber Xi noch versuchen, "wenn schon nicht den Wandel, dann doch vom Handel das Beste zu retten". Von einer nachhaltigen China-Strategie ist das jedoch weit entfernt.
Zahlreiche Politiker und sogar Wirtschaftsvertreter fordern daher auch bei dem Besuch eine klare Haltung gegenüber China. In den chinesischen Staatsmedien wiederum wird die Reise willkommen geheißen, wie Sie in unserer Analyse nachlesen können. Der Hafen-Deal, so heißt es da, sei Scholz' Gastgeschenk. Genau diese Wahrnehmung wollte der Kanzler allerdings vermeiden.
