Im Interview: Lee Ming-che – Menschenrechtler zurück in Freiheit
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Liebe Leserin, lieber Leser,
fünf Jahre lang hat der Taiwaner Lee Ming-che in chinesischer Haft gesessen. In einem seiner ersten Interviews erzählte er uns, dass er es vor allem seiner mutigen Frau zu verdanken habe, dass er nicht länger im Land festgehalten wird. Sie habe sich von chinesischer Einschüchterung nicht abhalten lassen, immer wieder internationale Aufmerksamkeit für seinen Fall zu organisieren. Auch seien deshalb seine Haftbedingungen verbessert worden.
Das Muster ist immer dasselbe, wenn chinesische Gerichte auf Basis zweifelhafter Anklagen und dünner Beweislagen Menschen zu langen Haftstrafen verurteilen, deren Tun der Regierung ein Dorn im Auge ist. Die Angehörigen werden gewarnt oder gar bedroht. Ihnen wird gesagt, sie sollten öffentlich besser schweigen, wenn sie ihren Liebsten helfen wollen.
In Wahrheit hilft es den Betroffenen rein gar nicht, wenn sich niemand für sie einsetzt. Die chinesische Regierung profitiert dagegen sehr wohl von einem solchen Schweigen, weil sie ihr willkürliches Vorgehen gegen politischen Dissens besser unter den Teppich kehren kann.
Ihr
Marcel Grzanna
Analyse
„Ich war nicht bereit, mein Land zu verraten“
Menschenrechtler Lee Ming-che nach der Entlassung aus der Haft.
Fünf Jahre lang saß der taiwanische Aktivist Lee Ming-che in chinesischer Haft. Seit Mitte April ist der 47-Jährige wieder zurück in Taipeh. In einem seiner ersten Interviews mit internationalen Medien spricht Lee mit David Demes über die politischen Hintergründe seiner Festnahme. Lee warnt: Taiwan wird zunehmend von der Volksrepublik infiltriert.
Herr Lee, Sie engagieren sich für Menschenrechte in China. Inwiefern hatte Ihre Festnahme vor fünf Jahren auch mit den angespannten Beziehungen zwischen Peking und Taipeh zu tun?
Ich glaube schon, dass da ein Zusammenhang besteht. Seit Präsidentin Tsai Ing-wen von der DPP 2016 ihr Amt angetreten hat, nutzt China jede Chance, um Taiwans Regierung unter Druck zu setzen. Die Staatssicherheit hat immer wieder versucht, mir Spionage anzuhängen. Sie hat ständig zwei Dinge gefragt: Ob ich Geld aus offiziellen Quellen in Taiwan erhalten habe, und wem in China ich dieses Geld gegeben hätte.
Haben Sie Geld erhalten?
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