Design-Unternehmer Jan Philippi: „China ist aus dem Takt geraten“
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Liebe Leserin, lieber Leser,
verteidigen wir etwas, das vielleicht gar nicht mehr sein soll? Der Hamburger Unternehmer Jan Philippi glaubt, dass die Zeit der besonders günstigen Produktion in China vorbei ist. Dabei hat der 61-Jährige noch selbst mit Freude erlebt, wie China aus dem Mao-Schlaf erwacht ist. Er hat das Land seinerzeit zur Produktionsbasis des Design-Herstellers gemacht, der seinen Namen trägt. Mit Erfolg: Seine Produkte werden unter anderem im Berliner KaDeWe verkauft und im Museum of Modern Arts in London ausgestellt.
Doch nun fürchtet Philippi, der Streit zwischen den großen Volkswirtschaften werde zu weiteren Schwierigkeiten für die Importwirtschaft führen. Die Lieferengpässe wegen Covid sind nur der Anfang eines längeren Trends zur Abkopplung, fürchtet Philippi im Gespräch mit Felix Lee. Die Folge: Statt sich mit Massen von Billigartikeln einzudecken, werden die Verbraucher teurere Produkte kaufen (müssen), die sie dann vielleicht mehr wertschätzen. Wie früher, als die Ware noch aus Europa kam.
Da die globalisierte Wirtschaft heute alle Weltgegenden verbindet, tragen auch europäische Unternehmen Verantwortung für Zustände anderswo und müssen sich für ein Ende von Zwangsarbeit starkmachen. Spätestens seit den Enthüllungen der Xinjiang-Files ist das Thema auch in den westlichen Gesellschaften angekommen.
Zunehmend geraten dadurch auch die Unternehmen unter Druck – beispielsweise der deutsche Autohersteller Volkswagen, der in der Region Xinjiang ein Werk betreibt. Table.Media wollte deshalb wissen, was die deutsche Öffentlichkeit über das Thema und unser eigenes Verhalten denkt.
Die Ergebnisse der vom Marktforschungsinstitut Civey durchgeführten Umfrage stellt Marcel Grzanna vor: VW sollte sein Werk in Xinjiang schließen, sagt eine Mehrheit der Befragten. Ganz unabhängig davon ist eine Mehrheit der Meinung, dass die Einfuhr von Produkten aus Zwangsarbeit verboten werden sollte, wie die USA es bereits vormachen. Entsprechende Vorstöße der Politik erhalten also breite Unterstützung.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
Ihre
Amelie Richter
Interview
„China ist aus dem Takt geraten“
Jan Philippi führt das Design-Unternehmen, das seinen Namen trägt
Chinas Null-Covid-Strategie hat den Welthandel durcheinandergebracht. Hart getroffen sind auch der Einzelhandel und die Konsumgüterbranche, die bis zur Pandemie einen Großteil ihrer Waren aus der Volksrepublik bezogen haben. Die Lieferengpässe im Zuge des Shanghai-Lockdowns haben noch einmal gezeigt, wie groß die Abhängigkeit ist. Das dürfte sich nachhaltig ändern, sagt Unternehmer Jan Philippi. Das Gespräch führte Felix Lee.
Herr Philippi, es sind schöne Dinge, die Sie auf Ihrer Webseite anbieten. Wie viel davon kommt aus China?
Vor Beginn der Pandemie lag der Anteil aus China bei etwa 70 bis 75 Prozent. Wir liegen jetzt vielleicht noch bei 55 bis 60 Prozent, Tendenz fallend. Leider.
Der Grund für den Rückgang liegt in den Reisebeschränkungen infolge der Pandemie und den Lockdowns in chinesischen Städten?
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