das chinesische Papier für den Frieden in der Ukraine beschäftigte auch am Wochenende die Welt. Aus dem Westen kamen vornehmlich Skepsis und Kritik: China könne wegen seiner Nähe zu Russland kein ehrlicher Friedensmakler sein. Gerade in Europas Hauptstädten ist diese Ansicht weit verbreitet.
Ist das Papier also nutzlos? Aus chinesischer Sicht nicht. Die Sinologin Marina Rudyak erläutert im Interview mit Michael Radunski die Motive dahinter. China versucht durchaus, mäßigend auf Russland einzuwirken; es hat schließlich ein reales Interesse an einem Ende des Krieges und der zahlreichen Dilemmata, die damit für die eigene Politik verbunden sind.
Zugleich treibt Peking die Sorge vor einem Kollaps Russlands um. Eine völlige Abkehr von Moskau aber erwartet Rudyak daher nicht. Sie hält es jedoch für gleichermaßen unwahrscheinlich, dass China wirklich Waffen an Russland liefert, auch wenn es Ansätze dazu gegeben haben sollte.
Der wahre Adressat der 12-Punkte-Plans sitzt vielleicht nicht so sehr in Kiew oder Moskau, und auch nicht in Washington oder Brüssel. Es sind vielmehr all die Länder der zweiten Reihe, die das Machtgebaren der althergebrachten Großmächte leid sind. China trifft bei ihnen einen Nerv, wie Frank Sieren analysiert. Es lohnt sich für Peking also, sie zu umgarnen. Die blockfreien Staaten stellen heute die Mehrheit der Welt, sind wirtschaftlich stark – und China möchte sich an ihre Spitze setzen. Ob das gelingt, ist offen.
Wir wünschen Ihnen einen guten Start in die Woche.
Ihre Christiane Kühl
Analyse
„Ohne Russland stünde China gegen die USA ganz alleine da“
Marina Rudyak beschäftigt sich als Sinologin mit der Interpretation chinesischer Rhetorik.
Chinas Friedenspapier für die Ukraine löst im Westen Enttäuschung aus. Die Sinologin Marina Rudyak erläutert die Motive hinter dem Papier im Interview mit Michael Radunski. China versucht demnach durchaus, auf Russland mäßigend einzuwirken. Der Westen könne mit etwas Geschick doch noch einen Erfolg daraus machen.
China hat am Freitag seine mit Spannung erwartete „Position für eine politische Lösung der Ukraine-Krise“ vorgelegt. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigen, positiven Punkte?
Positiv an Chinas Papier ist eindeutig die klare Absage an eine nukleare Eskalation. In den Punkten 7 und 8 stellt sich Peking gegen den Einsatz von Nuklearwaffen, wie übrigens auch gegen biologische und chemische Waffen. Auch lehnt Peking entschieden die Bombardierung von Atomanlagen ab. Das ist ein starkes Signal, zumal China selbst eine Nuklearmacht ist.
Was ist enttäuschend am vorliegenden Positionspapier?
Geopolitik
Russland
Sicherheit
Ukraine
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