Jens Hildebrandt (AHK Peking) zum Lieferkettengesetz
KI-Star Sensetime zieht Börsengang zurück
Enttäuschte Hoffnungen 20 Jahre nach Chinas WTO-Beitritt
EU uneins zu Olympischen Winterspielen in Peking
China und Russland kündigen Gipfeltreffen an
BAIC hält mehr Anteile an Daimler als bisher bekannt
Peking liefert Nicaragua Sinopharm-Impfstoff
Chiphersteller TSMC erwägt Deutschland für Fabrikstandort
Unternehmen müssen Emissionsdaten offenlegen
Im Portrait: Alice Schmatzberger – Gründerin von ChinaCultureDesk
Liebe Leserin, lieber Leser,
Die neue Bundesregierung legt einen stärkeren Schwerpunkt beim Schutz von Menschenrechten und freiheitlichen Werten als ihre Vorgängerin. Die alte Regierung hat ihr hier jedoch eine Steilvorlage hinterlassen: Das deutsche Lieferkettengesetz. Es soll Firmen dazu verpflichten, auf die Umstände zu achten, unter denen ihre Waren hergestellt werden. Was in der Theorie nobel klingt, dürfte in der Praxis auf Schwierigkeiten stoßen. Wer soll Menschenrechtsverletzungen feststellen und bewerten? China.Table sprach darüber mit Jens Hildebrandt von der Deutschen Handelskammer in China.
Den chinesischen Staatszeitungen wie der Global Times war der Rückzieher des KI-Unternehmens Sensetime von einem Börsendebüt keine Nachricht wert. Die amerikanische Regierung hatte das Unternehmen unmissverständlich mit der Totalüberwachung des Volks der Uiguren in Verbindung gebracht. Finn Mayer-Kuckuk analysiert die Hintergründe der Verstrickung von Geopolitik, Finanzen und KI. Das einstige Star-Unternehmen hat nicht nur seinen Glanz verloren, sondern auch seine Unschuld.
„Wandel durch Handel“ lautete ein beliebter Glaubenssatz der Optimisten Anfang der 2000er-Jahre. Wenn „der Westen“ China in die internationale Handelsordnung einbeziehe und die Im- und Exporte stiegen, werde China schon bald die internationalen Spielregeln einhalten und sich zu einer Marktwirtschaft entwickeln. So der Gedanke. In der Rückschau wirkt das reichlich naiv. Zum 20. Jubiläum des Beitritts Chinas zur Welthandelsorganisation (WTO) ist die Bilanz durchwachsen, berichtet Felix Lee. Zwar wuchs der globale Handel, doch im Westen gingen viele Industriearbeitsplätze verloren – in den USA verödeten ganze Landstriche. Von dem erhofften „Wandel“ in Richtung parlamentarischer Demokratie war derweil nichts zu sehen.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
Ihre Amelie Richter
Interview
Jens Hildebrandt: „Wer soll in einem System wie China Zwangsarbeit feststellen?“
Jens Hildebrandt von der Deutschen Handelskammer in China
In dieser Woche wollte Brüssel eigentlich seinen Ansatz für ein EU-Lieferkettengesetz vorstellen – doch die Präsentation des Kommissionsvorschlags wurde verschoben. Das deutsche Lieferkettengesetz ist indes beschlossen und wird in gut einem Jahr in Kraft treten. Wie bereiten sich Unternehmen in China auf die Umsetzung vor? Es gibt noch eine Menge offener Fragen, auch wie Menschenrechtsverletzungen überhaupt festgestellt werden sollen, sagt Jens Hildebrandt. Das Gespräch führte Amelie Richter.
Das deutsche Lieferkettengesetz wird in gut einem Jahr in Kraft treten. Wie sind Unternehmen in China darauf vorbereitet?
Das Lieferkettengesetz hat natürlich für viel Diskussionsstoff gesorgt und viele Fragen aufgeworfen. Nicht nur bei Unternehmen in China, sondern weltweit bei deutschen Unternehmen. Sie fragen sich, wie sie diese Prüfung und Kontrolle ihrer unmittelbaren Lieferkette bis in die tiefste Ebene, also bis zum Rohstofflieferanten, hinbekommen sollen.
Wie sich die Unternehmen bisher vorbereiten? Sie klären erstmal intern ab, wer zuständig ist. Bei Großunternehmen kümmern sich Compliance-Abteilungen. In kleinen Unternehmen stellt sich die Frage, ob das Thema beim Management, beim Einkauf oder bei Compliance liegt. Das ist schon mal die erste Herausforderung. Was die Unternehmen außerdem machen müssen: Risikomanagement aufsetzen, in dem sie eruieren und herauskriegen, wer in ihrer Lieferkette präsent ist. Wo sind die? Was machen die? Dieses Assessment läuft im Moment.
Jens Hildebrandt
Lieferketten
Lieferkettengesetz
Xinjiang
Zwangsarbeit
Jetzt weiterlesen
… und 30 Tage kostenlos dieses Professional Briefing kennenlernen.