- Arri-China-Chef Forest Liu: Mühsamer Weg zur Marktführerschaft
- USA verlieren Kampfjet: Das Rennen zur F-35C
- Olympia-Ticker: Wintereinbruch und Eisschnelllauf-Gold
- Corona greift in Hongkong um sich
- BMW darf Mehrheit an Joint Venture übernehmen
- Zulassung für Pfizers Corona-Medizin
- Sinopec pumpt CO2 in Ölfelder
- Stephen Roach: Treffen Xi-Putin war historischer Wendepunkt
- Zur Sprache: Vertretungsfahrer für Betrunkene
- Personalien: Andreas Scheuer wird Präsident der Asienbrücke
in der Folklore über den chinesischen Markt sind hochpreisige deutsche Produkte stets Selbstläufer, die mit einem schwarz-rot-goldenen Sticker auf der Packung nur so zum Kunden fliegen. Die Realität des Marketings sieht wesentlich mühsamer aus. Davon erzählt Forest Liu in unserem CEO-Talk mit Frank Sieren. Liu verkauft die Objektive und Kameras des Münchner Herstellers Arri in China. Als der Markt gerade anfing abzuheben, boten die Kameras der Konkurrenz auf dem Papier beeindruckendere technische Daten. Arri hat sich nur durch „quälend langsame Überzeugungsarbeit“ bei den Kunden aus der Filmbranche zum Marktführer hochgearbeitet.
Die Versuchung war zwischenzeitlich groß, als Verkaufsargument hohe Rabatte anzubieten. Das hat zeitweilig sogar der eigene Vertrieb gefordert. Doch Liu blieb hartnäckig. Es ist ihm dadurch gelungen, die Kameras von Arri als Premium-Angebot im Markt zu verankern. Liu ist das vor allem deshalb gelungen, weil er die deutsche und die chinesische Kultur gleich gut kennt. Denn in der Anfangsphase waren für jeden Verkauf genau die richtigen Argumente nötig. Preiswerte Produkte, die dafür mehr Umsatz machen, überlässt er derweil der aufkommenden chinesischen Konkurrenz, die allerdings ebenfalls immer besser wird.
In technischer Hinsicht will China eben weiterhin von den Besten lernen. In Gewässern in der Nähe der Philippinen läuft daher derzeit der Wettlauf zu einem Flugzeugwrack. Die USA haben dort ein ultramodernes Kampfflugzeug vom Typ F-35 verloren. Einen Tarnjet voller Waffen. Schon die Zusammensetzung der Anti-Radar-Beschichtung könnte der Volksbefreiungsarmee taktische Hinweise von unschätzbarem Wert liefern. Michael Radunski analysiert, was bei dem Rennen zum Boden des Südchinesischen Meeres auf dem Spiel steht. Zwar versuchen die USA, das Wrack zuerst zu finden und zu bergen. Wenn Chinas Marine aber schneller ist, dann verliert das US-Militär entscheidende Vorteile.
Unser Gastbeitrag heute kommt von Stephen Roach. Er ist zwar in erste Linie Ökonom, doch es lohnt auch, seine geopolitischen Einschätzungen zu verfolgen. Als ehemaliger Top-Manager von Morgan Stanley hat er viel von der Welt gesehen. Roach hält das freundliche Treffen von Xi und Putin zum Olympia-Auftakt für eine historische Wende. Zwar verwendet er für Chinas Strategie das unnötig sperrige Wort „Triangulationsgambit“, das ein Dreiecksmanöver im Schach bezeichnet. Im politischen Diskurs ist schlicht gemeint, dass eine Großmacht zwei andere gegeneinander ausspielt. Die USA haben das einst erfolgreich mit Russland und China gemacht. Jetzt will Xi schlauer sein. Er nutzt die Kriegsgefahr in der Ukraine zur Stärkung der eigenen Position.
Finn Mayer-Kuckuk

CEO-Talk
„In China heißt es schnell: Wir machen das anders“

Forest Liu, 39, ist der China-Chef eines erstaunlichen deutschen Champions, der sich über mehrere Technologieschübe als Weltmarktführer behauptet hat. Die Firma aus München wurde bereits 1917 gegründet und heißt eigentlich Arnold und Richter. Bekannt ist sie unter dem Kürzel Arri. Die Arri Group, wie sie heute heißt, ist mit der Alexa der weltweit führende Hersteller von digitalen Filmkameras und Film-Equipment. Der Jahresumsatz liegt bei über 400 Millionen Euro. Zum Erfolg in der Volksrepublik hat auch Liu einen entscheidenden Beitrag geleistet. Der Deutsche ist in China geboren und aufgewachsen. Seine Mutter Kosima Liu ist eine deutsche Fotografin und Künstlerin und sein Vater John ein US-amerikanischer Dokumentarfilmer chinesischer Herkunft. Eigentlich wollte Liu nach dem BWL-Studium selbst Filme drehen. Doch dann eröffnete sich für ihn die Möglichkeit, die erste Vertretung von Arri in China aufzubauen. Sein Bereich hat sich zu einem riesigen Markt entwickelt, in dem Liu seine Faszination für die deutsche Spitzentechnologie ausleben kann. Das Gespräch in voller Länge finden Sie hier im Video.
Warum hält sich ein deutsches Unternehmen über so lange Zeit im chinesischen Markt an der Spitze, trotz der starken Konkurrenz aus den USA und China?
Weil man keine schicken Gadgets vertreibt, sondern Werkzeuge für Handwerker, die Filme herstellen. Und zwar so, wie man es von vielen deutschen Hidden Champions kennt: Die besten Produkte der Welt, ohne sich von Preiskämpfen niederringen zulassen und dabei auf die großen Trends setzen, ohne sich von jedem Hype aus der Ruhe bringen zu lassen. Wichtig: Man darf sich von seinen Prinzipien nicht ablenken lassen.
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