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Liebe Leserin, lieber Leser,
Technologie des 21. Jahrhunderts wird für die Durchsetzung universeller Menschenrechte zunehmend problematisch. Die Überwachung, Kontrolle und Steuerung von Bevölkerungsgruppen in autoritären Staaten wird immer ausgefeilter. Beispiel: Xinjiang. Dort kann kein Mensch mehr unerkannt über die Straße gehen, ohne dass der Staat in Echtzeit seine Identität erfasst.
In liberalen Demokratien stoßen solche Entwicklungen auf politischen und zivilgesellschaftlichen Widerstand. Eingriffe in unsere Freiheiten und Gefahren für unsere individuelle Souveränität dem Staat gegenüber werden scharf kritisiert. Und dennoch tragen ausgerechnet wir Demokraten mit unseren Innovationen dazu bei, dass in Diktaturen die autoritären Zügel immer weiter angezogen werden können.
Denn vergleichsweise sorglos schauen wir dabei zu, wie unsere Technologien in Länder wie die Volksrepublik China abfließen und dort dabei helfen, Überwachung und Kontrolle zu perfektionieren. Wenn uns Xinjiang schon nicht mahnendes Beispiel genug ist, dann sollte uns zumindest Sorgen bereiten, dass der Rückfluss technologischer Neuentwicklungen aus China nach Deutschland den autoritären Geist in sich trägt. Wenn wir nicht sensibler mit unseren Innovationen umgehen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der auch hierzulande aus der Flasche kommt.
Ihr Marcel Grzanna
Interview
„Technologie ist nicht wertefrei“
Didi Kirsten Tatlow
Didi Kirsten Tatlow ist Senior Fellow im Asienprogramm der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Das von ihr herausgegebene Buch „China’s Quest for Foreign Technology – Beyond Espionage“ offenbart Pekings legale und illegale Jagd nach ausländischer Technologie. Im Interview mit Marcel Grzanna dringt Tatlow auf mehr Entschlossenheit des Westens, Innovationen endlich besser vor chinesischer Übernahme zu schützen. Auf dem Spiel stehe nicht weniger als unsere offene Gesellschaftsform.
Frau Tatlow, über 30 Jahre haben wir relativ emotionslos dabei zugeschaut, wie Technologie aus Deutschland nach China abfließt. Weshalb sollte uns das Thema jetzt mehr berühren?
China und die Welt haben sich verändert. Peking tritt heute sehr entschieden auf und hat begonnen, seine autoritären politischen Werte zu exportieren. Gemeinsam mit Russland will China die Weltordnung zu seinen Gunsten verändern. Nicht einmal der Ukraine-Krieg bingt diese Allianz ins Wanken, wie wir jetzt sehen.
Was hat das mit Technologie zu tun?
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