Didi Kirsten Tatlow: Grenze ziehen für Technologie-Transfers
Wang Yis Russland-Bekenntnis
NVK: Wachstum und Stabilität, aber Fokus auf Autarkie
Corona-Zahlen säen Zweifel an „Null-Covid“
Schlechte Weizenernte weckt Angst vor hohen Preisen
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US-Marine birgt Kampfjet
Im Portrait: China ist für Angela Stanzel heute „viel weiter weg“
Liebe Leserin, lieber Leser,
seit dem russischen Angriff auf die Ukraine führt China auf dem diplomatischen Parkett einen atemberaubenden Balanceakt auf. Doch die Unzufriedenheit mit Peking wächst von Tag zu Tag. Nun hat Außenminister Wang Yi am Rande des Nationalen Volkskongress in Peking endlich klare Worte gefunden – doch vielen im Westen werden sie nicht gefallen. Wang stellte vor der versammelten Presse klar, auf wessen Seite China in diesem Konflikt steht: Russland.
Dabei gibt es viele Gründe, warum ausgerechnet China als Vermittler prädestiniert wäre, wie in unserer Analyse deutlich wird. Aber: Dafür müsste China seinem eigenen Anspruch gerecht werden, nämlich auf internationaler Ebene ein verantwortungsvoller Akteur zu sein.
Auch in unserem Interview geht es um Chinas Einfluss, genauer gesagt um den Bereich Technologie. Im Gespräch mit Marcel Grzanna erklärt die langjährige China-Autorin Didi Kirsten Tatlow, auf welch unterschiedlichen Wegen die Volksrepublik technologisches Wissen dem Westen abzieht. Bemerkenswert: Nicht alle der 32 Methoden Chinas sind illegal. Man könne allerdings sehr gut erkennen, welche Technologien in China besonders begehrt sind. Tatlows Warnung ist jedenfalls eindeutig – und geht uns alle an: Es ist höchste Zeit, dass wir erkennen, wie sehr dadurch unsere offenen Gesellschaftsmodelle in Gefahr geraten.
Seit dem Wochenende tagt nun der Nationale Volkskongress. Dieser ist in diesem Jahr eine besonders mühsame Angelegenheit. Die Abgeordneten treffen sich zum dritten Mal unter Corona-Bedingungen. Die Partei steht unter immer größerem Druck, entgegen allen Widrigkeiten weiterhin Optimismus zu verbreiten, analysiert Finn Mayer-Kuckuk. Während die Steuerung der Konjunktur durch die Schieflage am Immobilienmarkt immer schwerer wird, tauchen durch den Ukraine-Krieg neue Schwierigkeiten auf. Und die starke Tendenz zur Autarkie ist zudem eine schlechte Nachricht für deutsche Firmen.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
Ihre Amelie Richter
Interview
„Technologie ist nicht wertefrei“
Didi Kirsten Tatlow
Didi Kirsten Tatlow ist Senior Fellow im Asienprogramm der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Das von ihr herausgegebene Buch „China’s Quest for Foreign Technology – Beyond Espionage“ offenbart Pekings legale und illegale Jagd nach ausländischer Technologie. Im Interview mit Marcel Grzanna dringt Tatlow auf mehr Entschlossenheit des Westens, Innovationen endlich besser vor chinesischer Übernahme zu schützen. Auf dem Spiel stehe nicht weniger als unsere offene Gesellschaftsform.
Frau Tatlow, über 30 Jahre haben wir relativ emotionslos dabei zugeschaut, wie Technologie aus Deutschland nach China abfließt. Weshalb sollte uns das Thema jetzt mehr berühren?
China und die Welt haben sich verändert. Peking tritt heute sehr entschieden auf und hat begonnen, seine autoritären politischen Werte zu exportieren. Gemeinsam mit Russland will China die Weltordnung zu seinen Gunsten verändern. Nicht einmal der Ukraine-Krieg bingt diese Allianz ins Wanken, wie wir jetzt sehen.
Was hat das mit Technologie zu tun?
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