China
Interview Clas Neumann + Hängepartie um Hafenbeteiligung + Parteitage damals und heute
Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn ein Hersteller für seine Produkte keine kilometerlangen Fertigungsstraßen, kritische Materialien wie Lithium oder Elektroteile braucht, könnte man schnell meinen, dass es ohne Weiteres möglich wäre, China den Rücken zu kehren. So zum Beispiel der Software-Hersteller SAP. So einfach ist es aber nicht, wie Clas Neumann, Vize-Präsident von SAP in Shanghai, im Interview erklärt. Neumann ist zuständig für das SAP Global Labs Network und hat damit tiefe Einblicke in die Verwobenheiten und gegenseitigen Abhängigkeiten der Software-Entwicklung in der Volksrepublik und dem Rest der Welt.
"Es ist nie gut, zu sehr von einem Land oder einer Region abzuhängen", sagt Neumann im Gespräch mit Frank Sieren. "Allerdings müssen die Alternativen gleichwertig sein, sonst schadet man sich selbst." Im Zuge der Null-Covid-Politik habe er zwar gesehen, dass einige Firmen das Tempo in China ein wenig drosseln — aber kaum jemand habe sich zu großen Teilen aus dem chinesischen Markt verabschiedet. China, und dabei vor allem die bisher gefragte Metropole Shanghai, müssten jedoch aufpassen, dass die Vielfalt nicht verloren gehe, warnt Neumann. Nur so bliebe der Standort weiterhin für junge Entwickler interessant.
Um Standorte geht es auch in Deutschland: Die Hängepartie um den anvisierten Einstieg der chinesischen Reederei Cosco als Minderheitseigner an einem der drei Containerterminals im Hamburger Hafen ist ein gutes Beispiel für die neue Wachsamkeit der deutschen Politik, wie unser Autor Michael Radunski analysiert. Geld aus der Volksrepublik China wird nicht mehr unkritisch angenommen, und sei es noch so verlockend.
