- Luxus-Influencer unter Druck
- Rettungspaket für Flugbranche
- Sinolytics.Radar: Kohle bleibt König
- Ministerium will bei Forschungs-Kooperationen mehr mitsprechen
- Null-Covid-Strategie besorgt Logistiker
- Mit Versicherungen zu höherer Impf-Rate
- BYD will Lithium-Minen kaufen
- Im Portrait: Roman Kierst – Geschichtenerzähler mit Blick für Gemeinsamkeiten
der Konsum und die Zurschaustellung von Statussymbolen war lange eine der letzten großen Freiheiten in Chinas Internet. Doch das Prahlen mit teuren Taschen, Uhren, Autos oder Make-up ist dem Staat mehr und mehr ein Dorn im Auge, wie Ning Wang berichtet. Die Zentralregierung propagiert den „gemeinsamen Wohlstand“ (Common Prosperity). Der maßlose Reichtum einer Minderheit soll begrenzt werden. Große Lifestyle-Plattformen wie Xiaohongshu erklären, noch energischer gegen die Online-Angeberei bestimmter Luxus-Influencer vorgehen zu wollen. Das trifft auch westliche Luxus-Marken, die die immense Reichweite dieser Online-Sternchen nur zu gern genutzt haben.
Die Corona-Pandemie hat viele Fluggesellschaften hart getroffen. Unzählige Verbindungen mussten aufgrund der Lockdowns gestrichen werden. Fotos von „Flugzeugfriedhöfen“, auf denen hunderte Maschinen gelagert werden, machten auf Social Media die Runde. Doch während in China zumindest der Inlandsverkehr normal flog, häufen sich nun auch hier die Ausfälle. Grund ist – natürlich – die Null-Covid-Politik. Hinzu kommen ein schwacher Yuan, hohe Kerosin-Kosten und der mysteriöse Absturz in Guangxi, wie Christian Domke-Seidel berichtet. Die Regierung schnürt jetzt ein neues Rettungspaket. Wenn Deutschland die Lufthansa rettet, dann rettet China seine durchweg teilstaatlichen Airlines erst Recht.
Nico Beckert

Analyse
Zu viel Schein als Sein ist strafbar

Ning Wang
Seinen Reichtum im Internet öffentlich zur Schau zu stellen, wird in China immer gefährlicher. Die Behörden bemängeln, dass „diese Art von Aktivität ernsthaft gegen die sozialen Werte Chinas verstößt und der Öffentlichkeit fehlgeleitete Inhalte aufzeigt“. Bekannte und viel genutzte Plattformen wie Xiaohongshu (wörtlich übersetzt „Kleines rotes Buch“) und Douyin haben bereits Konsequenzen gezogen, und bestimmte Online-Challenges untersagt, etwa jene, bei der besonders betuchte User sich vornahmen, eine Million Yuan (umgerechnet 140.000 Euro) am Tag auszugeben und dann auf sozialen Medien zu zeigen, was sich dafür kaufen lässt. Das „Erstellen von Inhalten, die absichtlich Reichtum zur Schau stellen, indem zum Beispiel luxuriöse Häuser, Autos oder Güter vorgeführt werden, ohne nützliche Informationen zu enthalten, soll bestraft“ werden, heißt es in einer Vorgabe der Plattform Xiaohongshu.
Der Grund ist, wie so oft in China, auf einen Widerspruch zur offiziellen Parteilinie zurückzuführen. Ein Zurschaustellen extremen Reichtums passt nicht mehr zur Umverteilungslogik von Staats- und Parteichef Xi Jinping. Xi hatte im vergangenen Sommer angekündigt, dass „exzessiv hohe Einkommen“ gekappt werden und Unternehmer mehr an die Gesellschaft zurückgeben sollen. Als er das Ziel des „gemeinsamen Wohlstandes“ (Common Prosperity) bis 2049 ankündigte (China.Table berichtete), wurde eine Welle von gesellschaftspolitischen Veränderungen losgetreten. Der Wohlstand, der in den großen Metropolen wie Peking oder Shanghai zelebriert wird, ist der Parteiführung schon länger ein Dorn im Auge, denn er entspricht nicht dem „Sozialismus mit chinesischer Prägung“. Schon seit Jahren werden Kader darauf geeicht, nicht mit Rolex-Uhren und teuren Autos zu protzen. Jetzt trifft die Forderung nach „echtem Sozialismus“ auch immer mehr die Online-Welt.
Bei Zuwiderhandlung droht die Löschung
Dadurch wird das ohnehin streng überwachte Internet für Chinas Bürger noch restriktiver. Bei Zuwiderhandlung droht die Löschung des Accounts. Und auch Marken, die mit Influencern arbeiten, könnten unter Druck geraten, wie eine ähnliche Kampagne gegen die Unterhaltungsindustrie zuletzt zeigte (China.Table berichtete). Viele ihrer Geschäftsstrategien werden durch die Anti-Protz-Kampagne der Regierung als „unmoralisch“ abgestempelt.
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