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wer hätte das vor zwei Monaten erwartet? Robert Habeck reist kurzfristig nach Katar und bittet schon fast demütig um Flüssiggas-Lieferungen. Denn Russlands Krieg in der Ukraine gefährdet die deutsche Energieversorgung. In China steht die Energiesicherheit schon seit Längerem im Fokus der Politik. Die Volksrepublik wird dieses Jahr zum größten LNG-Importeur aufsteigen und hat langfristige Lieferverträge abgeschlossen. Auf dem Weltmarkt ist sie also direkter Konkurrent Deutschlands und Europas, wie Ning Wang analysiert.
Für die Volksrepublik ist auch die Nahrungsmittelversorgung seit jeher eine Sorge. 1,4 Milliarden Menschen müssen erst mal ernährt werden. Die Ukraine und Russland gehören zu den wichtigsten Exporteuren von Getreide. Wenn China nun wegen des Klimawandels schlechte Ernten einfährt, steigert das die Sorgen erheblich, wie unsere zweite Analyse zeigt. Zwar hat das Land enorme Vorräte. Doch es wird sie voraussichtlich für sich behalten. Schließlich ernährt es ein Fünftel der Weltbevölkerung.
Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse!
Nico Beckert

Analyse
Der große Hunger nach Flüssiggas

Ning Wang
Russlands Krieg in der Ukraine gefährdet die Energieversorgung Deutschlands und vieler anderer EU-Staaten. Intern berät die Bundesregierung schon über Notfallpläne, welche Unternehmen und Sektoren bei einem Gas-Embargo zuerst verzichten müssten. Innerhalb kürzester Zeit will Deutschland seine Gasabhängigkeit von Russland nun beenden. Erst am Wochenende war Wirtschafts- und Klimaminister Habeck deswegen in Katar zu Besuch, um Deutschland Erdgas-Importe zu sichern. Das Emirat ist einer der weltweit größten Exporteure von Flüssigerdgas (Liquified Natural Gas, LNG). Doch bisher liefert Katar vor allem nach Asien.
Denn während sich Deutschland jahrelang auf Russland als Hauptlieferant verlassen hat, haben China und andere Staaten Asiens ihre Importe schon früher diversifiziert. Auch, wenn das LNG teurer ist, da es erst energie- und kostenintensiv aufgearbeitet werden muss. Das führte kürzlich zu der skurrilen Situation, dass China drei LNG-Lieferungen aus den USA an Europa weiterverkauft hat – mit einem saftigen Preisaufschlag (China.Table berichtete).
Deutschland steigt spät ein, um seine Gas-Importe zu diversifizieren. Währenddessen unterzeichnen LNG-Käufer aus China immer mehr Verträge für langfristige Lieferungen. Zwar hat auch China in den vergangenen Jahren noch knapp die Hälfte seines Bedarfs durch kurzfristige Bestellungen gedeckt. Doch Experten registrieren eine Verschiebung hin zu Verträgen für Lieferungen, die weit in der Zukunft liegen. Sindre Knutsson von der Beratungsfirma Rystad Energy hat für die ersten beiden Monate dieses Jahres sogar einen Rückgang des kurzfristig bestellten Anteils auf zehn bis zwanzig Prozent ausgemacht. Die Wende zu Langfristverträgen hat also schon vor dem Beginn der Invasion in die Ukraine begonnen.
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