- AHK: Zweites Corona-Jahr bringt große Ernüchterung
- China schiebt sich in Fusionsforschung an Europa heran
- Sinolytics.Radar: Das Decoupling wird real
- Postsendungen unter Viren-Verdacht
- Slowenien erwägt Taiwan-Büro
- Staatsbanken stützen Immobilienfirmen
- Klimaziele: Autobauer müssen sich beeilen
- Portrait: Julia Haes – Beraterin mit Weitsicht
die Geschäftsklima-Umfragen der Handelskammern gehören zu den festen Terminen im Jahreslauf des Chinageschäfts. Die deutsche AHK klingt hier für gewöhnlich etwas optimistischer als die EU-Kammer. Zudem sind ihre Forderungen meist nicht ganz so bissig formuliert. In diesem Jahr jedoch ist es nach aktuellem Stand erst einmal umgekehrt. Während die EU-Kammer im vergangenen Sommer noch verblüffend positiv klang, hat die AHK die Wende ins skeptische Territorium vollzogen.
Die Firmen bewerten die Aussichten zwar weiterhin unterm Strich als positiv. Doch sie klingen „ermüdet“ von den vielen neuen Problemen auf dem Markt, analysiert Christiane Kühl. Einer der Spitzenreiter auf der Sorgen-Liste sind die Einreisesperren wegen Corona. Wer jedoch, wie die AHK, auf eine baldige Lockerung hofft, wird sehr wahrscheinlich enttäuscht werden.
Eine Enttäuschung könnte auch in der Forschung zur Kernfusion drohen. Zwar holt China dank üppiger Förderung und dem engen wissenschaftlichen Austausch mit Europa im heißen Rennen um die noch heißere Energiequelle stark auf, schreibt Nico Beckert. Aber weder in Europa noch in China lässt sich absehen, wann die Atomverschmelzung wirklich Strom liefert. Die Kernfusion gehört eben zu den Technologien, deren Marktreife immer ein ganzes Stück in der Zukunft zu liegen scheint. Dennoch lohnt es sich auf jeden Fall, die Forschungsmilliarden aufzuwenden. Falls die Fusion funktioniert, schenkt sie uns emissionsfreie Energie im Überfluss.
Finn Mayer-Kuckuk

Analyse
Kammer-Umfrage: Euphorie weicht Realismus
Christiane Kühl
Wie stellt man es positiv dar, wenn der Optimismus leidet? In einer Zwitter-Aussage: „Geschäftsaussichten positiv – Ungleichbehandlung und Lokalisierungsdruck fordern deutsche Unternehmen in China heraus.“ So lautet die Überschrift der diesjährigen Geschäftsklima-Umfrage der Außenhandelskammer (AHK) in China unter deutschen Unternehmen. „Realismus ersetzt starken Positivismus“, heißt es an anderer Stelle der Präsentation. Die Euphorie nimmt ab, doch die meisten Firmen erwarten generell weiter gute Geschäfte. 96 Prozent wollen definitiv in China bleiben, 71 Prozent mehr investieren. Am Dienstag hat die AHK die Umfrageergebnisse in Peking vorgestellt.
Doch die Unternehmen scheinen ermüdet – von Corona-Restriktionen, der Politisierung des Geschäftsumfelds und den Entkoppelungstendenzen vor allem zwischen China und den USA. „Unternehmen überdenken bereits ihre Geschäftstätigkeit„, konstatierte Andreas Glunz, Managing Partner der KPMG, die mit der AHK die Umfrage organisierte und auswertete. Vor einem Jahr noch hatte Glunz an gleicher Stelle festgestellt, der Optimismus sei so groß wie im Boomjahr 2018. Davon ist keine Rede mehr.
Doch zunächst einmal zu den Geschäftserwartungen: 60 Prozent der befragten Firmen erwarten 2022 steigende Umsätze, 41 Prozent auch mehr Gewinn. Das ist nur geringfügig weniger als 2021. Damals gingen 63 Prozent von mehr Umsatz und 48 Prozent von mehr Profit aus. Sinkende Umsätze oder Gewinne erwarten mit zehn beziehungsweise 17 Prozent heute sogar weniger Firmen als 2021 (damals 14 und 22 Prozent). Eine Verbesserung der Lage in ihrer Branche erwarten derweil 51 Prozent – nach 66 Prozent vor einem Jahr.
- Digitalisierung
- Handel
- Industrie
- Lieferketten
- Technologie
Jetzt weiterlesen
… und 30 Tage kostenlos dieses Professional Briefing kennenlernen.
Sie sind bereits Gast am China.Table? Jetzt einloggen