- Weihnachten in der Grauzone
- Reiche Chinesen zieht es nach Singapur
- Regierung gesteht Covid-Todesfälle ein
- Omikron war vor Öffnung schon weit verbreitet
- Standpunkt: Weiß als Wort des Jahres chancenlos
Morgen ist Weihnachten. Ein Feiertag, der auch in China eine wichtige Rolle spielt. Und zwar nicht nur als Konsumfest. Offiziell leben rund 44 Millionen Christen in China. Schätzungen zufolge könnte ihre Zahl in Wirklichkeit sogar bei 100 Millionen liegen, wenn man die Mitglieder der sogenannten „Untergrund-“ oder „Hauskirchen“ mit einbezieht. Diese bewegen sich in einer Grauzone. Sie werden zwar geduldet, aber seit Xi Jinping sind ihre Freiheiten immer weiter beschnitten worden. Und auch die Pandemie hat die Arbeit der Gemeinden noch einmal schwieriger gemacht. Wie Chinas Christen das Weihnachtsfest feiern, berichtet Fabian Peltsch.
Für vermögende Chinesen ist die zunehmend von Ideologie getriebene Politik der chinesischen Führung ein Graus. Lange haben sie von den wirtschaftlichen Reformen im Land profitiert, doch insbesondere nach dem Parteitag im Oktober fürchten sie um ihren Wohlstand. Nur – wohin mit dem Vermögen? Hongkong ist keine Alternative mehr, denn auch hier ist der Einfluss Pekings inzwischen zu groß. Viel verlockender ist Singapur. Unser Team in Peking berichtet vom Weg der Oberschicht in den Stadtstaat.
Alle Jahre wieder wird das Wort des Jahres gekürt. Hierzulande ist das kaum mehr als eine kurze Meldung wert. Vielleicht einen Schmunzler, wenn das Jugendwort des Jahres mit seriöser Miene in den Nachrichten vorgetragen wird. Die Wahl zum Wort des Jahres gibt es auch in China. Doch während dort einst Vorschläge aus der Bevölkerung willkommen waren, ist die Wortauswahl unter Xi Jinping längst zu einem Politikum geworden. China kürt Wörter und Slogans fürs In- und Ausland und natürlich kommt eine der beiden Seiten besonders gut weg. Johnny Erling beschreibt die Wort-Klauberei.
Kommende Woche sitzen wir nicht am China.Table, sondern unter dem Tannenbaum. Die Redaktion macht eine kurze Weihnachtspause. Die Ereignisse in China haben uns besonders in der zweiten Jahreshälfte in Atem gehalten. Wir hoffen, dass Sie viel Nutzen aus unseren Berichten ziehen konnten. Während Sie und wir Erholung und Kraft für das neue Jahr schöpfen, behalten wir die Nachrichtenlage in China natürlich ganz genau im Blick. Bei außergewöhnlichen Ereignissen werden wir Sie in Form eines Specials auf dem Laufenden halten.
Wir wünschen Ihnen erholsame Tage, besinnliche Stunden und einen guten Start ins neue Jahr!
Julia Fiedler
Analyse
Weihnachten zwischen Konsum und Glaubenskampf

Fabian Peltsch
In den vergangenen Jahren haben chinesische Nationalisten immer wieder zu Weihnachtsboykotten aufgerufen. An der Universität von Nanjing wurden die Studierenden 2018 etwa angehalten, keine „ausländischen Feste“ mehr zu feiern. „Wir feiern ausschließlich chinesische Feiertage“, lautete die Botschaft der Direktion. Auch die Regierungen mehrerer Städte in den Provinzen Hebei, Guizhou und Guangxi erließen in der Vergangenheit Verbote, Weihnachtsdekorationen im öffentlichen Raum aufzustellen. Doch das waren eher patriotische Übersprungshandlungen.
Offiziell verboten ist Weihnachten in China nicht. Noch immer findet man Weihnachtsdeko an jeder Ecke. In den Shoppingmalls baumeln Nikoläuse von der Decke. Geschmückte Plastiktannen illustrieren die jüngsten Weihnachtsrabatte. Mit der Geburt Jesu‘ assoziiert das Fest in dieser Atmosphäre des Konsums kaum jemand. Junge Chinesen begehen Weihnachten eher als eine Art Valentinstag, an dem man romantische Winterbilder postet, etwa beim Schlittschuhlaufen oder Schlürfen zimtsatter Winter-Editionen bei Starbucks. Und sie sitzen ja schließlich an der Quelle: China ist nach wie vor der weltweit größte Produzent von Weihnachtsschmuck.
Die Weihnachtsgeschichte ist für die KP subversiv
Doch es gibt auch in China viele Christen, für die Weihnachten der wichtigste Feiertag des Jahres ist – noch wichtiger als das Frühlingsfest. In den offiziellen staatlichen Kirchen könnten, je nach pandemischer Lage, dieses Jahr wieder Messen abgehalten werden – in China gibt es eine staatliche Kirche, die sich vom Papst losgesagt hat und die Kommunistische Partei als höchste Autorität anerkennt. Dazu gibt es eine Vatikan-treue Untergrundkirche, die ihre Versammlungen meist in Privaträumen abhält. Offiziell leben rund 44 Millionen Christen in China. Nach Angaben von Freedom House, einer amerikanischen Menschenrechtsorganisation, dürfte die Zahl jedoch eher bei 100 Millionen liegen, wenn man die Mitglieder der sogenannten „Untergrund-“ oder „Hauskirchen“ mit einbezieht.
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