- Konkrete Berichte von Zwangsarbeit in Xinjiang
- Wasserstoff bleibt vorerst der Industrie vorbehalten
- Bürger-Daten von Sicherheitsamt gestohlen
- EU fordert Freilassung von Kardinal Zen
- Massive Ausweitung der Kohleförderung
- Palastmuseum in Hongkong eröffnet
- Halbleiter: Ökonom Keun Lee zum Wettlauf Südkorea-China
vor gut einer Woche hat eine exklusive Umfrage von China.Table beim Marktforschungsinstitut Civey gezeigt, dass immer mehr Menschen Waren aus Zwangsarbeit ablehnen. Die Politik reagiert auf diese Haltung mit Gesetzen zu Lieferketten wie Deutschland und Europa oder dem Gesetz zur Verhinderung von Zwangsarbeit durch Uiguren in den USA.
In unserer heutigen Ausgabe geht es nun um die Herstellung jener Waren: Marcel Grzanna hat mit Menschen gesprochen, die in chinesischen Fabriken unter Zwang arbeiten mussten. Wer vom Schicksal von Gulzira Auyelkhan liest, erkennt, wie weit das System reicht: Es geht um willkürliche Verhaftungen, um Stromrechnungen für Mitarbeiter und um Kredite, bei denen Menschen zwar nie das Geld erhalten und dennoch riesige Schulden abarbeiten müssen. Am Ende bleibt ein kümmerlicher Lohn für viel harte Arbeit: rund 15 Euro im Monat.
Auch vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, die wir am kommenden Mittwoch im Table.Live-Talk mit Ihnen besprechen wollen: Wie soll Europa mit China umgehen? Dieses Mal steht Frank Sieren mit seiner Expertise zur Verfügung.
Unsere zweite Analyse widmet sich der Zukunft von Mobilität. So manch einer sieht dem Boom des Elektro-Antriebs sehr skeptisch gegenüber und sieht in Wasserstoff eine weitaus zukunftsträchtigere Alternative. Entsprechend hat sich Christian Domke Seidel angeschaut, wie weit China im Bereich Wasserstoff-Mobilität bereits gekommen ist. Schließlich wurde bei den Olympischen Spielen in Peking öffentlichkeitswirksam der reibungslose Einsatz von Bussen und Shuttles mit Wasserstoffantrieb angepriesen.
Doch bei genauerem Hinsehen wird klar: Pekings Wasserstoff-Pläne sind zwar mehr als ambitioniert. Doch in naher Zukunft wird Wasserstoff noch nicht für Autos genutzt werden. Die Energie wird aktuell vielmehr in anderen Bereichen benötigt.
Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht
Michael Radunski

Analyse
Zu Krediten genötigt, zur Arbeit gezwungen
Marcel Grzanna
Wer Hunger hatte, durfte sich an gekochtem Reis satt essen – geschmacklos, ohne Beilagen, wenig Nährstoffe. Doch in der Weberei des Textilindustrieparks im Landkreis Yining im Nordwesten Xinjiangs an der Grenze zu Kasachstan bot die Küche auch Alternativen. Gefüllte Teigtaschen zum Beispiel mit Gemüse, dazu leckere Soßen – allerdings nur gegen Bezahlung. Ähnlich wie in der Kantine eines deutschen Unternehmens, könnte man meinen.
Doch die Arbeiterinnen im Industriepark Yining können sich die anständigen Mahlzeiten nicht leisten. Der Lohn, der der ehemaligen Mitarbeiterin Gulzira Auyelkhan seinerzeit zugesagt wurde, betrug 600 Yuan pro Monat, damals rund 75 Euro. Das sind fast 1.000 Yuan weniger als der gesetzlichen Mindestlohn in der Region. Selbst im abgelegenen Yining sind 75 Euro für einen Monat Arbeit sehr dürftig. Auf die Teigtaschen musste Gulzira Auyelkhan deshalb verzichten.
Die Kasachin nähte von morgens bis abends Lammfell-Handschuhe. Sie machte die schlecht bezahlte Arbeit nicht freiwillig. Sie sei von chinesischen Behörden dazu gezwungen worden, sagt sie im Gespräch mit China.Table. Heute lebt sie am Stadtrand von Washington. Die USA gewährten ihr politisches Asyl. Sie gehört zu jenen Geflüchteten, die dem US-Senat später über die Menschenrechtsverbrechen in Xinjiang öffentlich Auskunft gaben.
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