- In China steigt die Ungleichheit
- Funktionäre diktieren Antworten bei Peng-Interview
- Chinas mRNA-Impfstoff kommt nur langsam voran
- Litauens Außenminister: Prinzipien kosten
- Bachelet-Besuch in Xinjiang
- Im Porträt: Fackelläuferin Dinigeer Yilamujiang
„Prinzipien kosten etwas“, sagte Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis bei einem Besuch in Australien. Und sein Staat geht mit gutem Beispiel voran. Litauen nimmt in Kauf, einen hohen wirtschaftlichen Preis dafür zu zahlen, sich seine strategischen Entscheidungen nicht von Peking diktieren zu lassen. Denn genau darum geht es der Regierung in Vilnius, wenn es diplomatische Beziehungen zum Inseltstaat Taiwan vertieft und andere Staaten aufruft, es ihr gleich zu tun.
Bei den Menschenrechten verhält es sich ähnlich. Wenn westliche Demokratien glaubwürdig etwas gegen systematische Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Xinjiang tun wollen, dann müssen sie bereit sein, den Preis dafür zu zahlen. Auch wir als Bürgerinnen und Bürger eines demokratischen Staates sollten uns direkt angesprochen fühlen. Wir sind der Staat, und als Konsumenten werden wir den Preis zahlen für unsere Prinzipien.
Dabei sollte uns aber eines klar sein: Zahlen müssen wir am Ende sowieso. Die Frage ist nur, in welcher Währung wir das tun müssen. Denn je länger es Europas Demokratien vermeiden, rote Grenzen zu ziehen und zu verteidigen, desto tiefer rutschen wir in eine wirtschaftliche Abhängigkeit. Seine potenzielle Stärke wird ein autokratisches System dann dazu nutzen, unsere Bürgerrechte in seinem Sinne neu zu definieren.
Das glauben Sie nicht? Schauen Sie auf die Angst unserer Dax-Konzerne, auch nur einen falschen Satz im Bezug auf China zu äußern. Wenn die gleiche Angst auch unsere Politik erreicht, dann werden wir uns zurücksehnen nach dem Scheideweg, an dem wir heute stehen.
Marcel Grzanna

Analyse
Der beschwerliche Weg zum „Gemeinsamen Wohlstand“

Nico Beckert
„Common Prosperity“, die Erreichung eines gemeinsamen Wohlstands, wird im Jahr des Tigers eines der Top-Themen auf der politischen Agenda Pekings bleiben. Zum Jahresende will sich Xi erneut zum Präsidenten wählen lassen. Alles deutet darauf hin, dass er die Bekämpfung der Ungleichheit vor seiner Wiederwahl – zumindest verbal – groß aufziehen wird, um sich als Mann des einfachen Volkes zu präsentieren.
Xi hat dem „Gemeinsamen Wohlstand“ große Bedeutung zugemessen. In Reden mahnte er vor einer drohenden „Polarisierung der Gesellschaft“ und einer „unüberbrückbaren Kluft“ durch die steigende Ungleichheit (China.Table berichtete). Bisher sind erst wenige konkrete Details darüber bekannt, wie die Führung „gemeinsamen Wohlstand“ herstellen will. Was sind die Ursachen der Ungleichheit in China? Und lässt sich aus Ihnen ableiten, was die Regierung vorhat?
Die Ungleichheit in China nimmt zu
Die Ungleichheit in China hat viele Facetten. Während die einen in Luxusautos durch die Großstädte fahren, müssen sich die anderen als schlecht bezahlte Lieferboten durch den dichten Verkehr schlagen. Während eine kleine Oberschicht Rolex-Uhren und Gucci-Taschen anhäuft, herrscht im ländlichen Raum häufig noch Armut und Perspektivlosigkeit: Millionen Kinder von Wanderarbeitern leben von ihren Eltern getrennt und haben kaum Aufstiegschancen (China.Table berichtete).
- Common Prosperity
- Gemeinsamer Wohlstand
- Gesellschaft
- Ungleichheit
- Xi Jinping
Jetzt weiterlesen
… und 30 Tage kostenlos dieses Professional Briefing kennenlernen.
Sie sind bereits Gast am China.Table? Jetzt einloggen